
Leichte Sprache ermöglicht Menschen Zugang zu allen Lebensbereichen. Was unterscheidet die Sprachstufen A1 und A2?
Wichtige Informationen sollen für alle zugänglich sein. Texte in Leichter Sprache verstehen auch Menschen mit wenig Deutschkenntnissen und formaler Bildung oder mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Man unterscheidet Leichte Sprache von Einfacher Sprache. Nachdem wir beide Formen hier bereits verglichen haben, schauen wir nun die Leichte Sprache genauer an.
Im Gegensatz zur Einfachen Sprache gibt es für Leichte Sprache keine DIN-Norm, sondern verschiedene Regelwerke. Inclusion Europe hat 2009 das erste Regelwerk erstellt und passt es seither immer wieder an. In der Schweiz ist das Kompetenzzentrum Leichte Sprache des Bundes (KLS) zuständig. Es übersetzt Texte der Bundesverwaltung in Leichte Sprache und berät, vernetzt und informiert zu diesem Thema.
Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprache (GER) ordnet Leichte Sprache den Sprachstufen A1 und A2 zu. Beide Stufen zeichnen sich durch eine klare Struktur und bewusste Reduktion aus. Sie vermeiden lange Wörter, Passivkonstruktionen, Negationen, Fremdwörter und Metaphern. Zusammengesetzte Wörter werden mit Bindestrich geschrieben – zum Beispiel «Frauen-Fussball».
Doch worin unterscheiden sich A1 und A2?
A1 – stark vereinfacht
Texte auf Stufe A1 richten sich an Menschen, die wenig Deutsch sprechen oder Informationen in sehr einfacher Form benötigen. A1 setzt kaum Vorwissen voraus. Es kommt zum Einsatz, wenn die Lesenden viel Unterstützung brauchen – etwa bei Wahlunterlagen, medizinischen Informationen oder amtlichen Formularen.
Merkmale:
- Sehr kurze Sätze
- Keine Nebensätze, meist nur ein Verb
- Allgemein bekannte Wörter
- Keine Fachbegriffe, Abkürzungen oder Fremdwörter
- Deutlich voneinander getrennte Absätze mit je einer Aussage
- Unterstützung durch Bilder oder Piktogramme
Beispiel:
Wichtig: Sie müssen auf Warnungen bei Hochwasser achten. Sie sollen dann nicht an Flüsse oder Seen gehen. Sie sollen dann auch nicht auf steile Hänge gehen.
A2 – weniger reduziert
Texte auf Stufe A2 sind geeignet für Menschen, die einfache Zusammenhänge verstehen und kurze Anleitungen umsetzen können – zum Beispiel bei Broschüren, Websites oder Alltagshilfen.
Merkmale:
- Längere, aber einfache Sätze – auch hier keine Nebensätze
- Zwei bis drei Aussagen pro Absatz möglich
- Einfache Fachbegriffe erlaubt, wenn erklärt
- Etwas breiterer Wortschatz
Beispiel:
Achten Sie auf Warnungen bei Hochwasser. Hochwasser bedeutet: Es gibt zu viel Wasser. Das kann gefährlich sein. Sie sollen dann Ufer von Flüssen und Seen meiden. Auch steile Hänge sollen Sie nicht betreten. Das ist wichtig.
Warum unterscheiden?
Ein Text, der zu schwer ist, kommt bei der Zielgruppe nicht an. Ist er zu einfach, wirkt er unvollständig oder herablassend. Für barrierefreie Kommunikation ist es entscheidend, bewusst die passende Stufe zu wählen – und Texte von Zielpersonen prüfen zu lassen.
Leichte Sprache ist nicht nur «einfach schreiben». Sie ist ein wichtiges Werkzeug für Teilhabe in allen Lebensbereichen. Die Stufen A1 und A2 bieten unterschiedliche Zugänge. Wer beide kennt, kann Informationen zielgenau vermitteln – und mehr Menschen erreichen.
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