
Leicht verständliche Sprache ist die Zukunft. Aber wie sieht sie aus und wie funktioniert sie? Ein Webinar von capito Careum liefert Antworten. Wir haben einer Texterin angeboten, daran teilzunehmen. Nachfolgend ihr Bericht.
Gespannte Gesichter auf Teams-Kacheln empfangen Martina Binder an einem Nachmittag im Mai. Sie leitet im Careum Verlag den Bereich capito, der sich leicht verständlicher Sprache widmet. Um diese soll es in den nächsten anderthalb Stunden gehen. Das Webinar richtet sich an Menschen, die im Beruf oder im Ehrenamt mit Inklusion und Diversität zu tun haben. Aber auch freie Textschaffende wie ich sind angesprochen. Uns treibt täglich um: Wie lassen sich Informationen so verpacken, dass die Zielgruppe sie leicht und gern liest?
Dass diese Frage durch das Thema Barrierefreiheit aktuell viele beschäftigt, freut mich – ebenso die Einladung und der Auftrag von capito Careum, an der Weiterbildung teilzunehmen und darüber zu berichten.

Einführungsworkshop «Leicht verständliche Sprache». Foto: capito Careum
Weniger Kosten, mehr Reichweite
Zuerst klärt Martina Binder Begriffe. Der Unterschied zwischen «Leichter Sprache» und «Einfacher Sprache» wurde hier festgehalten. «Leicht verständliche Sprache» ist ein Überbegriff. Sie gehört zur barrierefreien Kommunikation, zu der neu ein EU-Gesetz verpflichtet. Eigentlich wäre eine gleichberechtigte Teilhabe schon immer im Interesse aller gewesen. Egal, woran es liegt – fehlende Sprachkenntnisse, zu wenig Vorwissen, eine Lernschwäche oder eine Sehbehinderung. «Wenn Informationen nicht verständlich sind, kostet das meist mehr als bloss Zeit», betont Martina Binder. Wird ein Arbeitsauftrag falsch aufgefasst, kann es schnell teuer werden. Oder sogar die Gesundheit gefährden, man denke an Sicherheitshinweise. Nicht zuletzt die Reichweite: Ist eine Botschaft für eine Zielgruppe nur schwer verständlich, verpufft sie.
Wer liest den Text?
Etliche Studien, so von der OECD, belegen den Bedarf: Im deutschsprachigen Raum weist ein Viertel der Bevölkerung ungenügende Lesekompetenzen auf. Die Hälfte bewegt sich auf dem Sprachniveau der Grundstufe, also zwischen A1 und B1. Gesetze hin oder her: Es braucht leicht verständliche Texte.
Am Anfang steht die Frage nach der Zielgruppe: Wer liest den Text? Mit welchem Hintergrund? Wo und in welcher Situation? In der Notaufnahme etwa muss eine Information schneller erfassbar sein als beim Lesen auf dem Sofa.
Ist die Zielgruppe möglichst genau identifiziert, geht es ans Handwerk. Martina Binder nennt einfache Grundregeln und liefert viele Hacks, stets mit anschaulichen Beispielen. Thema sind unter anderem Bindestriche und Ziffern, Satzlängen und Schriftgrössen, grammatische Zeiten und Formen, Fremdwörter, optische Gliederung und Gestaltung.
Nach der Pause wird das Gelernte angewendet. Wir schreiben einen Text um. Beim Besprechen der Ergebnisse wird nochmals einiges klarer. Martina Binder weist auf hilfreiche Unterlagen hin, die sie im Anschluss verschicken wird, und dann startet bereits die Feedback-Runde.

Die Grafik zeigt, dass ein Grossteil der Menschen nur leicht verständliche Sprache verstehen (A1–B1), während die meisten Unternehmen auf komplexem Niveau (B2–C2) kommunizieren. Foto: capito Careum
Leicht ist für alle leichter
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zeigen, dass alle etwas aus dem Webinar mitnehmen konnten. Sie schätzen es insbesondere, wie das Webinar ihre jeweiligen beruflichen Kontexte aufgegriffen hat, Stichwort Zielgruppen-Fokus.
Für mich war das Handwerkliche eine Auffrischung von dem, was ich in der Ausbildung zu lesefreundlichen Texten lernte. Ein neues Feld ist es, sich bei bestimmten Zielgruppen nach Sprachstufen wie A1, A2 oder B1 zu richten. Die Weiterbildung hat mir verdeutlicht, wie wichtig das ist. Ich bin motiviert, dranzubleiben – und neugierig, wie das KI-Tool von capito dabei helfen kann.
Martina Binder berichtete auch von Tests mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich auf Stufe C1 und darüber bewegen. «Wenn sie die Wahl haben, greifen sie auf den vereinfachten Text zurück, um an Informationen zu kommen.» Das bestätigt: Warum komplex, wenn es leicht geht?
Theresia Schneider, Texterin EFA
Massgeschneiderte Weiterbildungen und Texte für Ihre barrierefreie Kommunikation
capito Careum hat dieses Jahr weitere Webinare geplant. Die Termine finden Sie hier. Wir offerieren zudem ganz auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Workshops und Coachings – online oder vor Ort.
Unser breites Angebot umfasst auch das Erstellen von Texten in Leichter oder Einfacher Sprache für genau Ihre Zielgruppe – und wir passen bestehende Texte an. Der Kriterienkatalog ist TÜV-geprüft. Mit capito.ai unterstützt uns eine eigene KI, die nach 3 Sprachstufen unterscheidet – probieren Sie sie gleich kostenlos aus. Ausserdem lassen wir auf Wunsch Texte von bezahlten Prüferinnen und Prüfern aus der Zielgruppe testen.
Als Teil des capito-Netzwerks greifen wir auf die Expertise von über 300 Fachpersonen im deutschsprachigen Raum zurück. Diese beruht auf mehr als 20 Jahren Forschung und Wissenstransfer zu barrierefreier Kommunikation.
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