
Vom Denkmal zum modernen Arbeitsort – der Umbau des Careum Hochhauses
Mitten in Zürich entsteht ein neuer Arbeits- und Begegnungsort für Zusammenarbeit und Innovation im Gesundheitsbereich. Das denkmalgeschützte Hochhaus an der Plattenstrasse 10 wird umgebaut – mit Blick für das Bestehende und einer klaren Vision: Raum für modernes Arbeiten und interdisziplinären Austausch zu schaffen.
Die Careum Stiftung bekommt ein neues Zuhause: Das markante Hochhaus an der Plattenstrasse 10 in Zürich – direkt neben dem Careum Campus – wird derzeit umfassend saniert. In Abstimmung mit der Denkmalpflege der Stadt Zürich entstehen im 18-stöckigen Gebäude moderne Büroflächen.
Vergangenheit und Zukunft treffen hier bewusst aufeinander: Der Umbau trägt die Geschichte des Gebäudes weiter – und öffnet gleichzeitig Raum für neue Perspektiven.

Blick vom Careum Campus auf das Careum Hochhaus während des Umbaus.
Ein Pionierbau der Nachkriegsmoderne
Das Hochhaus wurde zwischen 1956 und 1959 als Personalunterkunft für rund 250 Pflegefachpersonen des Universitätsspitals Zürich errichtet. Den zugrunde liegenden Architekturwettbewerb gewann 1952 der junge Architekt Jakob Zweifel. Sein Entwurf überzeugte mit einer Hochhauslösung auf dem beengten Baugrundstück.
Der Bau des sogenannten Schwesternhochhauses fiel in eine Phase tiefgreifender Veränderungen im Pflegeberuf. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich die Pflegeberufe in einem Strukturwandel: Die Professionalisierung nahm zu, bedingt durch Entwicklungen wie die Modernisierung des Gesundheitswesens, die Zunahme der Spitalbauten, kürzere Arbeitszeiten und eine intensivere Patientenbetreuung. Während früher vorwiegend reformierte Diakonissen und katholische Ordensschwestern die Pflege verrichteten, gewannen zunehmend freie Krankenschwestern an Bedeutung, die ihren Beruf unabhängig von religiösen Institutionen ausübten. Damit einher ging auch eine stärkere Trennung von Beruf und Privatleben sowie ein verändertes Selbstverständnis.
Mit einer Höhe von gut 55 Metern übertraf das Schwesternhochhaus die ursprünglich vorgesehenen 40 bis 45 Meter und wurde zu einem bedeutenden Bauwerk der Schweizer Nachkriegsmoderne. Es symbolisiert den Aufbruch in die Moderne der Nachkriegszeit und war eines der ersten Hochhäuser in Zürich sowie der ganzen Schweiz. Internationale Anerkennung erlangte das Gebäude im Jahr 1961: An der Biennale von São Paulo wurde es im internationalen Wettbewerb für fertig gestellte Bauten mit dem ersten Preis in der Kategorie «kollektives Wohnen» ausgezeichnet.
Die Architektur des Gebäudes zeichnete sich durch eine klare Gliederung aus: Zwei seitliche Zonen mit je sieben Wohn-Schlafzimmern pro Etage flankierten eine zentrale Mittelzone mit Gemeinschaftsräumen wie Küchen und Bädern. Die Fassade wurde durch vertikale Sichtbetonbänder strukturiert. Raffiniert wurde mit wenigen Mitteln dem Gebäude eine teils expressive, teils ebenmässige Gestaltung verliehen.
Nach einer zeitweiligen Nutzung als Studentenwohnheim durch das Universitätsspital Zürich stand das Hochhaus ab 2018 leer und wurde seither nur noch temporär zwischengenutzt.
Architektonische Erneuerung mit Fingerspitzengefühl
Der Umbau des Hochhauses bringt besondere Herausforderungen mit sich: Die Atmosphäre und der historische Charakter des Hauses sollen bewahrt werden, gleichzeitig sollen flexible, moderne Arbeitsräume für die Zukunft entstehen. Entsprechend folgt der Umbau einem architektonischen Konzept, das denkmalpflegerische Anforderungen mit den Bedürfnissen an einen zeitgemässen Bürokomplex vereint.
Wir haben nicht einfach ein Hochhaus modernisiert – wir haben mit Respekt weitergebaut.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege der Stadt Zürich umgesetzt. Speziell am Vorhaben ist die Vorgabe, zwei Stockwerke im Originalzustand zu belassen. Diese dienen als dokumentierter Zeitschnitt, der die ursprüngliche Gestaltung – inklusive Materialien, Farbgebung und Möblierung – dauerhaft erkennbar macht.
Ein zentrales Anliegen des Umbaus ist es, Transparenz und grosszügigere Erschliessungsräume mit mehr Licht zu schaffen, ohne die Struktur und Identität des Gebäudes zu zerstören. Die charakteristische Gliederung in zwei seitliche Zonen sowie eine zentrale Mittelzone bleibt erhalten – sie wird jedoch funktional neu interpretiert: Künftig soll jede Zone unterschiedliche Nutzungen ermöglichen, etwa Teamarbeitsplätze, Rückzugsräume, Sitzungszimmer oder offene Begegnungsflächen.
Neben der Innenraumgestaltung flossen in die Planungen auch energieeffiziente Sanierungsmassnahmen, barrierefreie Zugänge sowie die Integration von moderner Gebäudetechnik ein. Die Sanierung umfasst insgesamt 5920 Quadratmeter Nutzfläche mit geplanten 330 Arbeitsplätzen.
Careum Hochhaus: Raum für vernetztes Arbeiten im Gesundheitswesen
Mit dem Umbau des ehemaligen Schwesternhochhauses entsteht ein zukunftsweisender Ort für Innovation und Zusammenarbeit im Gesundheitswesen. Um das Gebäude umnutzen zu können, hat die Careum Stiftung eine Mietvereinbarung mit dem Universitätsspital Zürich über 40 Jahre mit der Option für eine Verlängerung um weitere 10 Jahre abgeschlossen. Für das Bauprojekt wurden stiftungseigene Mittel investiert – ein klares Bekenntnis zur langfristigen Weiterentwicklung des Careum Campus und zur nachhaltigen Nutzung historischer Bausubstanz.
Im Hochhaus entstehen moderne Büroräumlichkeiten, die auf die Anforderungen zeitgemässer Arbeitsumgebungen ausgerichtet sind. Der Bezug ist auf Ende Oktober 2025 geplant. Am 18. November 2025 wird das Gebäude unter dem neuen Namen «Careum Hochhaus» im Rahmen eines Anlasses mit geladenen Gästen feierlich eingeweiht.

Modell des Careum Hochhauses zwischen dem geplanten Forum UZH (links) sowie dem geplanten Campus Mitte 1 und 2 des Universitätsspitals Zürich (hinten) und dem Careum Campus (rechts).
Die Careum Stiftung wird künftig drei Stockwerke selbst nutzen und dort ihre Teams sowie den Careum Verlag und das Careum Zentrum für Gesundheitskompetenz unterbringen. Die übrigen Flächen werden an Institute der Universität Zürich untervermietet – mit inhaltlichem Fokus auf Gesundheit, Bildung und Forschung.
Zahlen & Fakten zum Umbau des Careum Hochhauses
- Planungsbeginn: Februar 2021
- Baubeginn: Februar 2023
- Fertigstellung: Oktober 2025
- Nutzfläche: 5920 Quadratmeter
- Anzahl Arbeitsplätze: 330
- Nutzer: Careum Stiftung, Universität Zürich
- Bauherrschaft: Careum Stiftung
- Architektur: Bhend & Schlauri Architekten
- Bauleitung: BGS & Partner Architekten
- Haustechnik: 3-Plan
- Bauingenieur: Jäger Partner
- Umgebung: Noa Landschaftsarchitektur
- Bauphysik: Kuster Partner
- Brandschutzplanung: BDS Bern