
Nach dem FaGe-Abschluss stellt sich die Frage: Wie weiter? Es gibt viele Wege, die gut überlegt sein wollen. HF, FH oder doch eine Weiterbildung? Wichtig ist, was zu den persönlichen Stärken und Zielen passt.
Viele FaGe-Absolvent:innen fragen sich nach dem EFZ-Abschluss: Wie soll es weitergehen? Zur Auswahl stehen verschiedene Wege – etwa die Berufsmaturität (BMS) mit einem späteren Fachhochschul-Studium (FH), ein Bildungsgang an einer Höheren Fachschule (HF), kürzere Weiterbildungen und Seminare oder die Tätigkeit als Fachperson. Nicht jeder Weg passt zu jeder Person. Darum lohnt es sich, die Möglichkeiten genau anzuschauen und herauszufinden, welcher Bildungsweg zu den eigenen Interessen, Stärken und beruflichen Zielen passt.
Im Gespräch mit Julia Stahel, Laufbahnberaterin für Gesundheitsberufe des biz Oerlikon, zeigen wir auf, worin sich die HF und FH unterscheiden und warum es sich bei der Weiterbildung als FaGe lohnt, beide Wege sorgfältig zu prüfen.
Der Berufswunsch als Entscheidungsgrundlage für den nächsten Schritt
«Im Gesundheitswesen gibt der angestrebte Beruf häufig vor, welche Ausbildung überhaupt nötig ist», erklärt Julia Stahel. Während Berufe wie Hebamme, Ergotherapeut:in oder Ernährungsberater:in zwingend ein FH-Studium erfordern, ist die Ausbildung zur Fachperson für Operationstechnik ausschliesslich über eine HF zugänglich. In der Pflege hingegen stehen beide Wege offen – HF Pflege und Bachelor Pflege –, was den Entscheid nicht leichter macht, aber mehr Spielraum eröffnet. Wer den eigenen Berufswunsch kennt, kann laut Stahel die Weiterbildung als FaGe gezielter planen: «Oft gibt es eben keine Wahlfreiheit zwischen HF und FH – manchmal ist der Beruf der Wegweiser.»
BMS – ja oder nein?
Die Berufsmaturität ermöglicht grundsätzlich den Zugang zur Fachhochschule. Viele beginnen die BMS, weil sie dem Beispiel von Mitlernenden folgen oder «es halt einfach dazugehört». Dabei eignet sich dieser Weg insbesondere für Personen, die Freude am theoretischen Lernen haben (auch Mathematik, Geschichte, Sprachen) oder solche, die später in Berufen tätig sein möchten, die einen Bachelor- oder Masterabschluss voraussetzen – etwa als Advanced Practice Nurse oder Ernährungsberater:in.
Weniger passend ist die BMS für jene, die sich schwer tun mit rein schulischem Lernen oder einen Berufswunsch verfolgen, der über ein HF-Studium erreicht wird. Wenn man eine abgeschlossene HF hat, kann man sich auch später noch für ein FH-Studium entscheiden. Mit einem HF-Abschluss ist der Weg genauso offen wie mit einer Berufsmatura.
Die Berufsberaterin rät zur ehrlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Lernvorlieben – und dazu, sich bewusst Zeit zu nehmen: «Viele Lernende unterschätzen, wie hilfreich es sein kann, sich nach dem EFZ-Abschluss zuerst etwas Berufserfahrung zu gönnen. Es gibt keinen Grund, alles sofort entscheiden zu müssen.»
Was ist der Unterschied zwischen HF und FH?
Der grösste Unterschied beider FaGe-Weiterbildungen liegt im Verhältnis zwischen Theorie und Praxis. Während rund die Hälfte der Ausbildung in der HF im Praxisalltag erfolgt, liegt der Fokus in der FH deutlich stärker auf der Theorie. FH-Studierende absolvieren während des Studiums zwar mehrere Praktika, verfügen jedoch nicht über ein fixes Einkommen. Der damit verbundene Lohnverzicht ist eine nicht zu unterschätzende Investition. Dank der Pflegeinitiative ist je nach Wohnkanton und Alter jedoch eine finanzielle Unterstützung für Pflege studierende Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit möglich.
Diese Unterschiede zwischen HF und FH führen auch zu unterschiedlichen Lernerfahrungen: «In der HF erlebt man Kontinuität im Arbeitsumfeld, ist Teil eines Betriebs und übernimmt früh Verantwortung. Wer hingegen zuerst theoretische Grundlagen aufbauen und danach in verschiedene Praxiseinsätze hineinschnuppern möchte, ist an der FH besser aufgehoben.»
HF oder FH in der Pflege? Die Unterschiede kompakt im Überblick
Merkmal | Höhere Fachschule (HF) | Fachhochschule (FH) |
Praxisanteil | ca. 50% | ca. 30% |
Theorieanteil | ca. 50% | ca. 70% |
Anstellung | Fest im Betrieb, mit Lohn | Drei Praktika während des Studiums |
Kosten | Kanton trägt i.d.R. die Kosten | Ab CHF 720 pro Semester (staatlich) |
Voraussetzung | EFZ (FaGe) | EFZ (FaGe) + Berufsmatur |
Dauer | 3 Jahre Vollzeit, Verkürzung auf 2 Jahre nach Absprache mit Betrieb | 3 Jahre Vollzeit |
Mögliche Weiterentwicklung | Spezialisierungen, Fachverantwortung, Führung, Lehre, Praxisentwicklung etc. | Fachverantwortung, Führung, Lehre, im Ausland eher anerkannt, mit Master: Forschung, mit Master: Advanced Practice Nurse etc. |
Typische Profile | Lernt gerne praxisnah | Wissenschaftlich Interessierte |
Vorteile der HF als FaGe aus Sicht der Berufsberatung
Die HF für FaGe wird von Julia Stahel als «oft unterschätzte, aber sehr solide Anschlusslösung» beschrieben. Sie ermöglicht nicht nur eine direkte Karrieremöglichkeit im Gesundheitswesen auf der tertiären Bildungsstufe, sondern ist auch besonders praxisnah: «Viele haben mit Anfang 20 bereits ihren HF-Abschluss und übernehmen Verantwortung im Betrieb – das schafft Selbstvertrauen und Perspektive.»
Darüber hinaus bietet sich nach der HF eine breite Palette an Weiterbildungen für heutige FaGe – vom CAS (Certificate of Advanced Studies) über Nachdiplomstudiengänge (NDS) bis hin zum späteren FH-Studium. Laut Stahel ist das besonders attraktiv für Personen, die sich schrittweise weiterentwickeln möchten, statt alles in einem grossen Sprung zu absolvieren.
Wann das FH-Studium die bessere Wahl ist
Für bestimmt Berufsziele, wie etwa die Tätigkeit als Advanced Practice Nurse (APN) oder die Ausbildung zum Ergotherapeuten, führt laut Stahel kein Weg an der FH oder einem Masterbschluss vorbei.
Auch wer sich für Forschung, Lehre oder wissenschaftliches Arbeiten interessiert, findet in der FH die passendere Weiterbildung als FaGe. Nicht zuletzt ist die Fachhochschule für Personen mit Auslandambitionen oft Voraussetzung, da etwa englischsprachige Länder oft den FH-Bachelor als Standard verlangen. «Die FH richtet sich an Menschen, die Dinge hinterfragen, Theorie und Tiefgang mögen sowie Freude am analytischen Arbeiten haben», fasst Stahel zusammen.
Entscheidungshilfe: Empfehlungen der Berufsberatung
In der Berufsberatung zeigt sich oft: Die besten Entscheidungen entstehen durch Austausch, Reflexion und konkrete Einblicke. Julia Stahel empfiehlt Fachfrauen und Fachmännern Gesundheit, frühzeitig Gespräche mit Ausbildungsverantwortlichen, Fachpersonen oder ehemaligen HF- und FH-Absolvent:innen zu führen. Zusätzlich können Infoveranstaltungen, Berufsberatungen (bis zum 20. Lebensjahr oder bis zum Ende der Lehre sogar gratis), «student for a day» oder kurze Schnuppereinsätze helfen, ein realistisches Bild zu erhalten.
«Es lohnt sich, auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Nur weil einige im Umfeld die BMS machen, muss das nicht die passende Lösung für einen selbst sein.» Julia Stahel, Berufsberaterin
Fazit: Jeder Weg ist individuell – und das ist gut so
Für FaGe ist die Wahl zwischen einer Weiterbildung an einer HF oder FH keine Frage des «höher hinaus», sondern des persönlichen Profils und der beruflichen Zielsetzung. Beide Weiterbildungen im Gesundheitswesen führen zu anerkannten Abschlüssen, beide eröffnen Entwicklungsmöglichkeiten – aber auf unterschiedlichen Wegen.
Das Careum bietet für jedes Bedürfnis ein passendes Bildungsangebot:
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Wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungen! Welchen Weg haben Sie nach dem FaGe-Abschluss gewählt oder was würden Sie empfehlen? Teilen Sie Ihre Gedanken und helfen Sie anderen, ihren Weg zu finden.
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Was ist Ihnen bei der Weiterbildung nach der FaGe besonders wichtig?
HF oder BMS/FH – wofür würden Sie sich entscheiden und aus welchem Grund?
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