Wie gelingt positives Leadership?

Wir verbringen einen erheblichen Teil unseres Erwachsenenlebens bei der Arbeit. Deshalb ist es wichtig, dass wir in einem gesunden Umfeld arbeiten können, das uns fördert, motiviert, im besten Fall sogar inspiriert und in dem wir unser Potenzial entfalten. Gerade im Gesundheitswesen mit seinem spürbaren Fachkräftemangel ist wirksames Leadership entscheidend, um hochqualifizierte und gefragte Mitarbeitende langfristig zu halten.

Erfolgreiches Leadership: Mehr als Ziele erreichen

Schlechte Führung lässt sich meist leicht erkennen. Schwieriger ist die Frage: Was macht eigentlich gute Führung aus? Wie kann ich meine eigene Führungsrolle vielleicht noch besser ausfüllen und gestalten? Und im Bereich Weiterbildung: Wie lassen sich Leadership-Skills praxisnah und wirkungsvoll vermitteln? Denn positives Leadership bedeutet weit mehr als Teams zu leiten oder Ziele zu erreichen.

Darüber sprechen wir mit den Leadership-Experten Christian Conrad, Studiengangsleiter an der Careum Hochschule Gesundheit, und Johnsua König, Leiter des Bereichs Leadership & Management bei Careum Weiterbildung, die wertvolle Erkenntnisse und Anregungen für eine erfolgreiche Führungsarbeit beisteuern.

Was hat Euch dazu motiviert, im Bereich Leadership im Gesundheitswesen tätig zu werden, und welche Erfahrungen prägen Eure Arbeit in der Weiterbildung am meisten?

Christian Conrad: «Führung war schon immer ein Thema für mich, sei es als Mitarbeiter oder in meiner Funktion als fachführender Spitalhygiene-Experte im Spital im Langzeitbereich. Beeindruckt haben mich dabei immer offene, kreative und wenig hierarchische Führungspersönlichkeiten, die es schaffen, die Mitarbeitenden einzubinden und zu motivieren. Genauso möchte ich Führungspersonen ausbilden: authentisch, nahbar, begeisternd, motivierend und nicht zuletzt innovativ, fundiert und transparent.»

Johnsua König: «Ähnlich wie Christian fasziniert mich Führung seit meiner jungen Erwachsenenzeit. In meiner Laufbahn im Gesundheitswesen bin ich immer stärker begeistert, wie positiv Menschen auf Leadership reagieren und wie nachhaltig Menschen, Teams und Organisationen durch gute Führung wachsen und erblühen können. Nachdem ich viele Jahre Leitungen im stationären Bereich führen durfte, habe ich nun bei Careum Weiterbildung das Ziel, Menschen, die Führung lernen und weiterentwickeln möchten, eine optimale Leadership- und Management-Ausbildung zu ermöglichen, damit sie die Herausforderungen in der Führung im Gesundheitswesen bestmöglich meistern können.»

Welches sind die grössten Herausforderungen, denen sich Führungskräfte im Gesundheitswesen heute stellen müssen?

Christian Conrad: «Ich würde sagen, die Mitarbeitenden zu fördern und zu begeistern und dennoch achtsam mit ihnen umzugehen – vor allem in diesen Zeiten der starken Veränderungen und der Personalknappheit.»

Johnsua König: «Genau dafür brauchen sie eine stabile positive Einstellung gegenüber der Zukunft. Dem enormen Druck von ‹oben und unten› sollten sie mit Zuversicht, Sinnstiftung und Wirksamkeit begegnen können. Zudem gilt es, die eigene psychische und physische Gesundheit aktiv zu fördern.»

Welche Fähigkeiten und Kompetenzen brauchen angehende Führungskräfte im Gesundheitswesen, um in diesem komplexen Umfeld erfolgreich zu sein?

Christian Conrad: «Führungskräfte sollen inspirierend, innovativ und authentisch wirken. Gleichzeitig sollen sie, wie Johnsua erwähnte, als Rollenmodell achtsam gegenüber sich selbst und anderen sein!»

Johnsua König: «Neben diesen Fähigkeiten braucht es in meinen Augen auch explizit den Willen, sich ständig selbst zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Die positive Einstellung aufbauen, heisst eben auch, den Fokus auf die eigenen Stärken und das eigene Flow-Erleben zu setzen. Damit werden positive Emotionen bewusst erlebt.»

Wie können Führungskräfte im Gesundheitswesen ihre Mitarbeiter am besten unterstützen, um Motivation und Wohlbefinden im oft stressigen Berufsalltag zu fördern?

Christian Conrad: «Indem sie sich regelmässig mit den Mitarbeitenden austauschen, um ihre Stärken zu kennen und zu fördern und ihre Präferenzen zu berücksichtigen. Und durch den Aufbau und die Förderung einer positiven Teamkultur.»

Johnsua König: «Dazu gehört, dass die Führungspersonen systematisch ein Umfeld schaffen, in dem die individuellen Stärken der Mitarbeitenden im Alltag wirksam werden können, z.B. mit einer Team-Stärken-Landkarte. Motivation und Wohlbefinden fördern Führungskräfte auch dadurch, dass sie Sinnerleben ermöglichen, Haltungen und Entscheidungen erklären, offene Fragen auf Augenhöhe diskutieren und die Zielerreichung unterstützen. Der rote Faden ist dabei, Partizipationsprozesse sicherzustellen, die auf Vertrauen und Empathie aufbauen.»

Welchen Rat gebt Ihr Führungspersonen im Gesundheitswesen, damit sie sich langfristig und erfolgreich in diesem dynamischen Umfeld behaupten können?

Christian Conrad: «Führungspersonen sollen Freude am Führen haben und um sich herum ein Team aufbauen, das mit ihnen führen und gestalten will, das sich gegenseitig positiv beeinflusst und gemeinsam gestalten will.»

Johnsua König: «Um es noch deutlicher zu sagen: Führe nur, wenn du Führung im Gesundheitswesen wirklich willst. Wie Christian sagt, geht es darum, den eigenen Erfolg als Führungsperson durch den Erfolg der Mitarbeitenden zu erleben.»

Diskutieren Sie mit!

• Was sind für Sie die wichtigsten Eigenschaften einer guten Führungsperson im Gesundheitswesen?
• Welche Erfahrungen haben Sie selbst mit Positive Leadership gemacht?
• Wie fördern Sie in Ihrem Team Motivation und Wohlbefinden im stressigen Arbeitsalltag?