Aktionsmonat: 4 Aspekte von Gesundheitskompetenz

Im Rahmen des Health Literacy Month richten wir unseren Fokus auf ein wichtiges, jedoch noch nicht ausreichend beachtetes Thema: die Gesundheitskompetenz. Im folgenden Beitrag wollen wir vier Aspekte im Zusammenhang mit Gesundheitskompetenz beleuchten und aufzeigen, wie sich Careum für dieses wichtige Thema engagiert.

1. Was bedeutet es eigentlich, gesundheitskompetent zu sein?

Rund die Hälfte der Schweizer Bevölkerung hat häufig Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen und -diensten und weist dementsprechend eine geringere Gesundheitskompetenz auf. «Gesundheitskompetent» zu sein, bedeutet gemäss Sørensen et al. (2012), über die Fähigkeiten, die Motivation und das Wissen zu verfügen, Informationen im Zusammenhang mit Gesundheit zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden.

Eine gesundheitskompetente Person ist somit in der Lage,

• fundierte Entscheidungen über die Gesundheit und das Wohlbefinden von sich und anderen zu treffen,
• Gesundheitsrisiken zu erkennen,
• Gesundheitsdienstleistungen effektiv zu nutzen und
• gesundheitsfördernde Verhaltensweisen in ihrem Alltag anzuwenden.

Gesundheitskompetenz ist entscheidend, um eine gute Gesundheit zu fördern, Krankheiten zu verhindern und effektiv mit Gesundheitsproblemen umzugehen. Sie trägt auch dazu bei, die Gesundheitskosten zu senken und die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern.

2. Warum gilt es die Gesundheitskompetenz zu stärken und wer kann einen wichtigen Beitrag leisten?

Unsere Gesellschaft sieht sich heute mit vielen globalen Risiken und Herausforderungen konfrontiert. In Bezug auf das Gesundheitswesen zeigen einige davon deutlich die Notwendigkeit einer gestärkten Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung auf. Der demografische Wandel zum Beispiel führt zu einer Zunahme an chronischen Krankheiten, was erhöhte Anforderungen an das Selbstmanagement von Patient:innen stellt. Immer komplexer werdende Prozesse verlangen von Menschen, sich in der komplizierten Welt des Gesundheitswesens zurechtzufinden. Zudem bringt die rasante Digitalisierung im Gesundheitsbereich Chancen, aber auch Risiken und Gefahren mit sich, weshalb die Fähigkeit, kritisch mit Gesundheitsinformationen umzugehen, von entscheidender Bedeutung ist.

Die genannten Beispiele betonen die Relevanz von Gesundheitskompetenz und zeigen, dass es auch darum geht, wie gut unsere Gesellschaft sowie Gesundheitsfachpersonen und -organisationen in der Lage sind, mit den komplexen Gesundheitsthemen unserer Zeit umzugehen. Gesundheitskompetenz hängt also nicht nur von den Fähigkeiten einzelner Personen ab, sondern auch von den Anforderungen und der Komplexität der Umwelt.

So haben zum Beispiel Gesundheitsfachpersonen einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheitskompetenz von Patient:innen. Als eine der ersten Anlaufstellen im Gesundheitssystem spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Patient:innen. Die Art und Weise, wie Gesundheitsfachpersonen kommunizieren, interagieren und Wissen vermitteln, wirkt sich nicht nur auf die Behandlung sondern auch auf die Gesundheitskompetenz von Patient:innen aus. Umso zentraler ist es, dass sie über eine ausreichende professionelle Gesundheitskompetenz verfügen.

In diesem Zusammenhang hat das Careum Zentrum für Gesundheitskompetenz gemeinsam mit Partner:innen aus Deutschland und Österreich 2022 eine Erhebung zur professionellen Gesundheitskompetenz von Gesundheitsfachpersonen lanciert. Die Ergebnisse zeigen, dass Handlungsbedarf besteht, und die professionelle Gesundheitskompetenz bereits in der Ausbildung verstärkt gefördert werden muss.

3. Wie engagiert sich Careum für eine gesundheitskompetente Schweiz?

Careum ist entschlossen, das Thema Gesundheitskompetenz weiter voranzutreiben und die vielfältigen globalen Herausforderungen anzugehen. Dazu wurde im Dezember 2021 das Zentrum für Gesundheitskompetenz gegründet. Dieses setzt sich für die Schaffung einer fundierte Datengrundlage zur Gesundheitskompetenz auf verschiedenen Ebenen ein und arbeitet fortlaufend an konkreten Projekten zur Förderung der Gesundheitskompetenz bei unterschiedlichen Zielgruppen. All dies mit dem Ziel, die nötigen Rahmenbedingungen für eine gesundheitskompetente Schweiz zu schaffen.

Im vergangenen Jahr hat das Careum Zentrum für Gesundheitskompetenz in Zusammenarbeit mit Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen und im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) das Konzept Gesundheitskompetenz weiterentwickelt. Damit soll ein gemeinsames Verständnis für die Schweiz geschaffen werden. In einem partizipativen Prozess entstand eine praxisorientierte Arbeitsdefinition, die sowohl auf der Definition von Sørensen et al. (2012) als auch weiteren theoretischen Konzeptualisierungen sowie den Erfahrungen und den Herausforderungen der letzten Jahre aufbaut.

4. Wie geht es weiter?

Im kommenden Jahr werden wir unsere Bemühungen zur Stärkung und Förderung der Gesundheitskompetenz in der Schweiz und darüber hinaus fortsetzen. Dabei konzentrieren wir uns auf verschiedene Schwerpunkte:

• Wir entwickeln unser Selbstbeurteilungsinstrument zur Stärkung der organisationalen Gesundheitskompetenz weiter.
• Wir werden die Ergebnisse der Drei-Länder-Studie zur professionellen Gesundheitskompetenz von Gesundheitsfachpersonen im Detail analysieren und untersuchen, wie die professionelle Gesundheitskompetenz in der Aus- und Weiterbildung von angehenden Gesundheitsfachpersonen stärker berücksichtigt werden kann.
• Wir werden uns weiter mit wichtigen Akteur:innen im Bereich der Gesundheitskompetenz auf nationaler und internationaler Ebene vernetzen. So wird das Team vom Zentrum für Gesundheitskompetenz auch 2024 wieder an diversen Veranstaltungen teilnehmen und selber solche organisieren, um wichtige Erkenntnisse und Projekte zu präsentieren und in den Austausch mit zentralen Akteur:innen zu treten.

Unsere Bemühungen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz werden sich auch 2024 auf verschiedenen Ebenen abspielen. Wir werden weiter daran arbeiten, ein umfassendes und ganzheitliches Verständnis von Gesundheitskompetenz zu fördern.

Diskutieren Sie mit!

• Wie kann das Thema Gesundheitskompetenz noch stärker verbreitet und in der Bevölkerung gefördert werden?
• Wie können Ihrer Meinung nach Gesundheitsfachpersonen unterstützt werden, damit sie die Gesundheitskompetenz ihrer Patient:innen stärken können?
• Was möchten Sie gerne zum Thema Gesundheitskompetenz oder über das Zentrum für Gesundheitskompetenz noch wissen?