Patient erhält ein soziales Rezept, das ihm geeignete Anlaufstellen aus dem Gemein- und Sozialwesen vermittelt.

Soziale Faktoren wie Armut, Einsamkeit oder schwierige Wohnsituationen beeinflussen die Gesundheit. Das Projekt «Soziales Rezept» hilft, diese Herausforderungen direkt in der Hausarztpraxis anzugehen – ein innovativer Schritt für eine umfassende Versorgung von Patient:innen.

Soziale Faktoren können Gesundheit und Krankheit beeinflussen. Umgekehrt können sich chronische und Mehrfacherkrankungen auf die soziale Situation der Betroffenen auswirken. In der Hausarztpraxis werden oftmals neben gesundheitlichen Erkrankungen auch soziale Problemlagen beobachtet. Darunter befinden sich unter anderem finanzielle Herausforderungen, Schwierigkeiten mit Sozial- und Krankenversicherungen, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit oder schwierige Familienverhältnisse und Wohnsituationen.

Die aktuelle Versorgung von Patient:innen im Gesundheitswesen ist stark auf die medizinische Versorgung von Krankheiten ausgerichtet. Eine Berücksichtigung von psycho-sozialen Aspekten findet oftmals zu wenig statt, sodass eine nahtlose Versorgung und Betreuung für Patient:innen mit sozialen Herausforderungen in vielen Fällen nicht gegeben ist.

Therapeutin macht Notizen im Gespräch.

Interview-Studie: Gesundheit und Soziales

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«Soziales Rezept» als Brücke zwischen Medizin und Sozialwesen

Eine vielversprechende Möglichkeit, die Zusammenarbeit zwischen Gesundheits- und Sozialwesen zu verbessern, ist das sogenannte «Soziale Rezept», bei dem Medizinal- oder Gesundheitsfachpersonen ein symbolisches Rezept für ihre Patient:innen ausstellen. Dieses Rezept dient zur Weitervermittlung der Betroffenen an geeignete Anlaufstellen bzw. Fachpersonen aus dem Gemein- und Sozialwesen, um nicht-medizinische Problemstellungen der Betroffenen zu adressieren.

In einem Kooperationsprojekt von Careum, dem Departement Soziale Arbeit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und dem Winterthurer Hausarzt und ärztlichen Leiter des «Medizin & Chiropraktik Zentrums Winterthur», Sandro Speck, wollen wir ebenfalls einen Beitrag zu einer besseren Versorgung dieser betroffenen Patient:innen leisten.

Pilotprojekt in Winterthur: So funktioniert das «Soziale Rezept»

Seit Januar 2025 werden in der Praxis von Sandro Speck Patient:innen mittels eines eigens entwickelten Screening-Tools nach sozialen Problemlagen befragt. Bei Bedarf kann dann vom Hausarzt oder der Hausärztin ein «Soziales Rezept» ausgestellt werden.

Dieses symbolische Rezept dient zur Weitervermittlung der Patient:innen an geeignete Anlaufstellen aus dem Gemein- und Sozialwesen. Dabei geht es etwa um Sozialberatungen bezüglich Finanzen, Arbeits- oder Wohnsituationen, Selbsthilfegruppen, Gesundheitsförderungsmassnahmen oder soziale und Gemeinschaftsaktivitäten.

Kooperationen für eine bessere Versorgung von Patient:innen

Dazu hat das Projektteam in Winterthur ein Netzwerk mit Kooperationspartnern von Angeboten im Gemeinschafts- und Sozialbereich aufgebaut, um die Zusammenarbeit mit diesen Partnern im Sinne der Betroffenen zu fördern. Darunter sind das Dienstleistungscenter Winterthur und Weinland von Pro Senectute Kanton Zürich, das Departement Soziales der Stadt Winterthur, die Spitex Stadt Winterthur und das Altersforum Winterthur.

Nach erfolgreicher Umsetzung dieses Pilotprojekts soll das «Soziale Rezept» auf weitere Hausarztpraxen übertragen und in einer weiterführenden Studie die zusätzliche Einbindung von Sozialarbeiter:innen als Bindeglied zwischen Hausarztpraxis und dem Gemein- und Sozialwesen überprüft werden.

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