Team Spirit

Gemeinsam mehr erreichen – Interprofessionalität in der Palliative Care

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Hand-in-Hand das Bestmögliche für Patient:innen erreichen – dieser Aufgabe stellen sich täglich die Palliative Care Teams. Das interprofessionelle Miteinander ist mehr als die Summe der Beteiligten. Eine Ressource, die es zu nutzen und zu fördern gilt.

Menschen, die weit fortgeschritten krank oder sterbend sind, benötigen eine bedürfnisorientierte Pflege, Begleitung und Behandlung. Diese Bedürfnisse können im Verlauf des Krankheitsprozesses wechseln und jeweils andere Aspekte in den Vordergrund stellen. Damit die Gesundheitsfachpersonen die individuelle Situation der Betroffenen und deren Familien in allen Anteilen einschätzen können, verfolgt die Palliative Care einen ganzheitlichen Ansatz (Hackett, 2017). Aber nicht nur diese Ganzheitlichkeit ist ein wichtiges Merkmal der Palliative Care – auch das Zusammenspiel verschiedener Fachpersonen und Fachrichtungen ist darin von grosser Bedeutung (BAG, 2016). Darauf weist die Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2020) in ihrer Definition von Palliative Care explizit hin.

Ziele gemeinsam erreichen

Um die Bedürfnisse der Menschen in der Palliative Care umfassend zu erkennen, sollten verschiedene Perspektiven eingenommen und den Wünschen von Patient:innen mit unterschiedlichem Wissen und Können begegnet werden. Zentral in einer gelungenen interprofessionellen Zusammenarbeit ist dabei, dass keine Sicht der anderen über- oder unterlegen ist. Alle Fachrichtungen sind wichtig auf dem Weg der bestmöglichen Versorgungsqualität. In der Praxis gestaltet sich dies mitunter jedoch schwierig. Wann sollen welche Professionen für was in den Prozess einbezogen werden? Von welcher Fachperson, welchen fachlichen Fähigkeiten und welcher Expertise profitieren die Betroffenen und ihr Umfeld bei welchen Problemen wann am meisten? Das sind keine einfachen Fragen, auf die es keine pauschalen Antworten geben kann. Und weil dies ein so individueller Vorgang ist, gilt es die Zusammenarbeit der Gesundheitsfachpersonen sinnvoll, rechtzeitig und zielorientiert zu organisieren. Entscheidend dabei ist auch, dass sich Betroffene, Angehörige und das interprofessionelle Team auf Ziele verständigen, die gemeinsam erreicht werden wollen. Wichtige Voraussetzungen dazu sind eine offene und transparente Kommunikation, eine Dokumentation, die allen zugänglich ist, die Bereitschaft gut zusammen zu arbeiten und flache Hierarchien (Mertens et al., 2019; BAG, 2016).

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Hand-in-Hand für Betroffene handeln und wirken. Bild: pixabay.

Werteorientiertes Zusammenspiel für bestmögliche Versorgung

Ein interprofessionelles Team kann man sich ein bisschen wie ein Orchester vorstellen. Musiker:innen sind jeweils Meister:innen ihrer Instrumente. Und doch muss am Ende eine gemeinsame Melodie entstehen, in der jede:r zur rechten Zeit mit dem Spiel einsetzt oder sich zurückzieht. Je nachdem, was gerade nötig ist. Damit dies reibungslos und ohne Misstöne gelingt, werden Orchester dirigiert. Als Analogie spricht man in der Palliative Care auch häufig von Orchestrierung – meist im Zusammenhang mit der End-of-Life Care (Hirsmüller et al., 2020). Denn auch hier wirken Personen mit unterschiedlichen Hintergründen und Fähigkeiten zusammen. Dies gut zu dirigieren, wird mit wachsender Zahl der beteiligten Personen immer wichtiger, damit am Ende auch die «Melodie» entsteht, die sich die Patient:innen und ihre Angehörigen in ihren individuellen Situationen und Verläufen wünschen. In einem interprofessionellen Team müssen dafür die Verantwortlichkeiten, die Rollen und die Zuständigkeiten klar geregelt und besprochen sein. Das gegenseitige Vertrauen, dass Absprachen eingehalten und Aufgaben zuverlässig übernommen werden, stellt dabei die Basis des gemeinsamen Handelns dar. Der wertschätzende Umgang und die Überwindung des hierarchischen Denkens sind weitere Faktoren, die zu einem gelungenen Miteinander beitragen (Mertens et al., 2019; BAG, 2016). Nur so können die verschiedenen Einzelleistungen bedürfnisorientiert und nahtlos ineinandergreifen.

Nahtloses Ineinandergreifen der Fähigkeiten ist eine Teamleistung

Nahtloses Ineinandergreifen der Fähigkeiten ist eine Teamleistung. Bild: pixabay.

Interprofessionelle Zusammenarbeit ist mehr als die Summe ihrer Beteiligten

Das Miteinander im Team mit der Perspektive auf das Gemeinsame und stets mit Fokus auf die Betroffenen und deren Umfeld, kann die Qualität der Versorgung verbessern und die Zufriedenheit der Beteiligten erhöhen (Spielberg, 2020). Probleme können rechtzeitig erkannt und Massnahmen zielgerichtet eingeleitet werden. Damit dies in der Praxis gelingen kann, sollten Fachpersonen interprofessionell auch anders zusammenkommen und den Austausch suchen. In Weiterbildungen sollte der interprofessionelle Blick geschult und die Perspektive des anderen bewusst eingenommen werden. Die Fachrichtungen müssen für vielseitige Meinungen offen sein und eigene Überlegungen dazu anstellen. Noch sind nicht alle Fragen des vorgestellten Ansatzes «Interprofessionelle Zusammenarbeit IPZ» geklärt (Gerber et al., 2018). Ob der vorgestellte Ansatz in der Praxis gelingt ist häufig abhängig von der Eigeninitiative der Teammitglieder und ihrem Willen, professionsübergreifend mehr für die Betroffenen zu erreichen.

Quellen

Bundesamt für Gesundheit BAG (2016). Das interprofessionelle Team in der Palliative Care Bern.

Hackett, J. (2017). The Importance of Holistic Care at the End of Life. Ulster Medical Journal, 86(2): 143–144.

Gerber, M., Kraft, E. & Bosshard, C. (2018). Interprofessionelle Zusammenarbeit aus Qualitätssicht. Schweizerische Ärztezeitung, 99(44): 1524–1529.

Hirsmüller, S. & Schröer, M. (2020). Interprofessionelle Teamarbeit als Ausgangspunkt fürvm Palliatiedizin. In: M.W. Schnell & C. Schulz-Quach (Hrsg.). Basiswissen Palliativmedizin. 3. Aufl., Springer Heidelberg, 9–16.

Mertens, F., De Gendt, A., Deveugele, M., Van Hecke, A. & Pype, P. (2019). Inter-professional collaboration within fluid teams in palliative home care, Journal of Clinical Nursing, 28(19–20): 3680–3690.

Spielberg, P. (2020). Viel Eigeninitiative gefragt. Deutsches Ärzteblatt, 117(27–28): 1398–1399.

WHO (2020). Palliative care. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/palliative-care

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