Schlüssel zur Resilienz

Schlüssel zur Resilienz in Zeiten der Pandemie

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Die Pandemie betrifft und belastet uns alle. Unser gesellschaftliches Leben hat sich stark verändert. In Zeiten wie diesen hilft Resilienz. Doch, was bedeutet Resilienz? Eine Gesundheitspolitikerin gibt ihre Erfahrungen weiter.

Der Begriff Resilienz stammt vom lateinischen Wort «resilire» ab und kann mit «zurückspringen, abprallen» übersetzt werden.

Resilienz hilft uns Menschen, auf Schwierigkeiten standfest und flexibel zugleich zu reagieren (Heller, 2019). In der Forschung zu Resilienz liegt der Schwerpunkt auf unveränderlichen Persönlichkeitseigenschaften («Traits»), auf veränderlichen Persönlichkeitszuständen («States») sowie Gewohnheiten und Verhaltensmustern («Habits») (Heller, 2021). In diesem Sinne ist Resilienz erlernbar und beschreibt sowohl die Widerstandskraft als auch die Anpassungsfähigkeit.

Resilienz kann auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden: Auf der Ebene des Individuums, des Teams und auf der Ebene der Organisation können sogenannte Resilienz-Schlüssel identifiziert werden, die helfen, Krisen zu meistern (Heller, 2019, Heller 2020).

Resilienzschlüssel

Resilienz-Schlüssel, um Krisen zu meistern (eigene Darstellung, nach Heller)

Welche Erfahrungen hat eine Politikerin im Amt als Grossratspräsidentin und Präsidentin der Organisation Aargauische Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen mit dem Thema Resilienz in der Corona-Pandemie gemacht? Grossrätin Edith Saner, gelernte Pflegefachfrau, Betriebsausbilderin und Coach, gibt Auskunft.

Edith Saner hatte sich viel vorgenommen, als sie im Januar 2020 mit einem Glanzresultat zur höchsten Aargauerin ins Amt der Grossratspräsidentin gewählt wurde. Ihr Präsidialjahr stand unter dem Motto: «Vielfalt Aargau» (Talesca & Landolt, 2020). Sie wollte in ihrer verantwortungsvollen politischen Rolle die Vielfalt des Aargaus erfahren und präsentieren. Doch mit der Pandemie kam alles ganz anders.

Akzeptieren, vernetzen und Lösungen suchen

Edith Saner musste akzeptieren, dass sie ihre Vorhaben nicht wie geplant durchführen konnte. Viele Anlässe, zu denen Edith Saner eingeladen war, wurden abgesagt. Sie überlegte sich, in welcher Form sie den Anlässen dennoch Rechnung tragen konnte. Ihr Netzwerk von Gesundheitsfachpersonen ermöglichte ihr, rasch aktuelles und neues Wissen zur Pandemie zu erlangen. Sie konnte aufgrund ihres Wissens und ihres Austauschs mit Fachpersonen neue Lösungen finden und so Klarheit und Sicherheit vermitteln.

Gestaltungsmöglichkeiten erkennen 

Gestaltungsmöglichkeiten erkennen und nicht nur Einschränkungen sehen, das entspricht Edith Saner. Sie wollte sich nicht nur auf die Pandemie fokussieren. Sie achtete besonders darauf, was nebenher nicht verloren gehen durfte, was zum Leben gehört und was wertgeschätzt werden soll. Gemäss Edith Saner ist es entscheidend, das Ganze im Blick zu behalten. Unter Einhaltung von hygienischen Vorgaben und Abstandsregeln weiterhin Beziehungen zu pflegen, fand sie besonders wichtig.

Aufklären und gemeinsame Haltung entwickeln

Die Aufklärungsarbeit für die Risikogruppen und die ältere Bevölkerung sei ein wichtiger Faktor gewesen, der den Kollaps des Gesundheitssystems verhindert habe, meint Edith Saner. Auch schwierige Themen wie die Unterscheidung von kurativer und palliativer Behandlung oder die Patientenverfügung sollen Fachpersonen ansprechen.

Es sei sehr wichtig, mit den Menschen rechtzeitig über die Unterschiede einer kurativen und palliativen Behandlung zu diskutieren. Sie rät, frühzeitig zu klären, wie in der persönlichen Betroffenheit zu handeln sei. Sie empfiehlt den Betroffenen, in der Familie und mit den Angehörigen über die persönlichen Wünsche zu sprechen. So könne eine gemeinsame Haltung entwickelt werden.

Mit unerwarteten Veränderungen vorausschauend umgehen

In diesen herausfordernden Zeiten liegt Edith Saner viel daran, gesundheitspolitische und betriebliche Möglichkeiten zu nutzen. Es gehe um die Stärkung der besonders geforderten Berufsgruppen. Dabei sei entscheidend, nicht über, sondern mit ihnen zu sprechen, sich Zeit für Gespräche zu nehmen und zuzuhören, was sie beschäftige.

Aber auch Pflegefachpersonen, Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler sollten in der Gesellschaft viel mehr über ihr vielfältiges Berufsbild sprechen. Viele Politikerinnen und Politiker seien sich nicht bewusst, wie viele unterschiedliche Pflegeberufe es gebe.

Wir leben in einer Zeit der Veränderungen, Unsicherheiten, zunehmender Komplexität und Vieldeutigkeit (Heller, 2019). Dies wurde Edith Saner in dieser Krise ganz besonders klar: «Wir sind jeden Tag neu gefordert, das Unplanbare zu planen.»

Fazit

Ist nicht genau dies die Stärke von uns Pflegefachpersonen? Wir leisten mit unserem fundierten und vernetztem Fachwissen, unserer Offenheit für Neues, unserer Koordinations- und Anpassungsfähigkeit als systemrelevante Gruppe unserer Gesellschaft einen entscheidenden Beitrag zur Resilienz der Gesundheitsversorgung.

Darüber sollten wir auch nach der Annahme der Pflegeinitiative sprechen, in einer Sprache, die von allen verstanden und gehört wird (Buresh & Gordon, 2006).

Literatur

Buresh, B., & Gordon, S. (2006). Der Pflege eine Stimme geben: Was Pflegende wie öffentlich kommunizieren müssen. 

Heller, J. (Hrsg.). (2019). Resilienz für die VUCA-Welt: Individuelle und organisationale Resilienz entwickeln. Springer

Heller, J. (2020, Dezember 17). Wandel nachhaltig gestalten: 9 Resilienz-Schlüssel auf der Basis der ISO-Norm 22316. 

Heller, J. (2021). Forschung zu Resilienz: Resilienzexpertin Prof. Jutta Heller erklärt. https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/forschung-zu-resilienz/

Heller, J. (2019). Das wirft mich nicht um: Mit Resilienz stark durchs Leben gehen. 

Talesca, S., & Landolt, N. L. (2020, Januar 7). Birmenstorf - Höchste Aargauerin feiert mit dem halben Dorf: «Hier wurde mein politischer Grundstein gelegt». Aargauer Zeitung

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• Wie und wo erleben Sie Resilienz in der Gesundheitsversorgung?

• Welche Herausforderungen in der Pandemie waren und sind für Sie besonders schwierig?

• Wie stärken Sie Ihre Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit in Beruf und Alltag?

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