Edith Saner hatte sich viel vorgenommen, als sie im Januar 2020 mit einem Glanzresultat zur höchsten Aargauerin ins Amt der Grossratspräsidentin gewählt wurde. Ihr Präsidialjahr stand unter dem Motto: «Vielfalt Aargau» (Talesca & Landolt, 2020). Sie wollte in ihrer verantwortungsvollen politischen Rolle die Vielfalt des Aargaus erfahren und präsentieren. Doch mit der Pandemie kam alles ganz anders.
Akzeptieren, vernetzen und Lösungen suchen
Edith Saner musste akzeptieren, dass sie ihre Vorhaben nicht wie geplant durchführen konnte. Viele Anlässe, zu denen Edith Saner eingeladen war, wurden abgesagt. Sie überlegte sich, in welcher Form sie den Anlässen dennoch Rechnung tragen konnte. Ihr Netzwerk von Gesundheitsfachpersonen ermöglichte ihr, rasch aktuelles und neues Wissen zur Pandemie zu erlangen. Sie konnte aufgrund ihres Wissens und ihres Austauschs mit Fachpersonen neue Lösungen finden und so Klarheit und Sicherheit vermitteln.
Gestaltungsmöglichkeiten erkennen
Gestaltungsmöglichkeiten erkennen und nicht nur Einschränkungen sehen, das entspricht Edith Saner. Sie wollte sich nicht nur auf die Pandemie fokussieren. Sie achtete besonders darauf, was nebenher nicht verloren gehen durfte, was zum Leben gehört und was wertgeschätzt werden soll. Gemäss Edith Saner ist es entscheidend, das Ganze im Blick zu behalten. Unter Einhaltung von hygienischen Vorgaben und Abstandsregeln weiterhin Beziehungen zu pflegen, fand sie besonders wichtig.
Aufklären und gemeinsame Haltung entwickeln
Die Aufklärungsarbeit für die Risikogruppen und die ältere Bevölkerung sei ein wichtiger Faktor gewesen, der den Kollaps des Gesundheitssystems verhindert habe, meint Edith Saner. Auch schwierige Themen wie die Unterscheidung von kurativer und palliativer Behandlung oder die Patientenverfügung sollen Fachpersonen ansprechen.
Es sei sehr wichtig, mit den Menschen rechtzeitig über die Unterschiede einer kurativen und palliativen Behandlung zu diskutieren. Sie rät, frühzeitig zu klären, wie in der persönlichen Betroffenheit zu handeln sei. Sie empfiehlt den Betroffenen, in der Familie und mit den Angehörigen über die persönlichen Wünsche zu sprechen. So könne eine gemeinsame Haltung entwickelt werden.
Mit unerwarteten Veränderungen vorausschauend umgehen
In diesen herausfordernden Zeiten liegt Edith Saner viel daran, gesundheitspolitische und betriebliche Möglichkeiten zu nutzen. Es gehe um die Stärkung der besonders geforderten Berufsgruppen. Dabei sei entscheidend, nicht über, sondern mit ihnen zu sprechen, sich Zeit für Gespräche zu nehmen und zuzuhören, was sie beschäftige.
Aber auch Pflegefachpersonen, Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler sollten in der Gesellschaft viel mehr über ihr vielfältiges Berufsbild sprechen. Viele Politikerinnen und Politiker seien sich nicht bewusst, wie viele unterschiedliche Pflegeberufe es gebe.
Wir leben in einer Zeit der Veränderungen, Unsicherheiten, zunehmender Komplexität und Vieldeutigkeit (Heller, 2019). Dies wurde Edith Saner in dieser Krise ganz besonders klar: «Wir sind jeden Tag neu gefordert, das Unplanbare zu planen.»
Fazit
Ist nicht genau dies die Stärke von uns Pflegefachpersonen? Wir leisten mit unserem fundierten und vernetztem Fachwissen, unserer Offenheit für Neues, unserer Koordinations- und Anpassungsfähigkeit als systemrelevante Gruppe unserer Gesellschaft einen entscheidenden Beitrag zur Resilienz der Gesundheitsversorgung.
Darüber sollten wir auch nach der Annahme der Pflegeinitiative sprechen, in einer Sprache, die von allen verstanden und gehört wird (Buresh & Gordon, 2006).
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