Kommentare
Sehr geehrter Herr Arnold
Ich bin/war selber einer der 14/15 % der Männer im Pflegeberuf. Ich habe ähnliche Erfahrungen wie sie gesammelt, als ich 1999 meine Ausbildung, damals noch DN2 startete. Ich war die ganzen 4 Jahre der einzige Mann in der Klasse. Was mich aber nie gestört hat. Bei der Stellensuche bemerkte ich die Vorteile. Es wurde fast immer gesagt, dass ich einen Vorteil hätte, da ich ein Mann wäre, da im Team zwecks Ausgleich ein männlicher Bewerber der Vorzug gegeben würde. Die Gründe waren auch dieselben, dass es Ruhe und Ausgeglichenheit ins Team bringen würde. Natürlich hatte ich noch andere Vorzüge, fachlicher Natur ;-)
Wieso Männer nicht in der Pflege sind? Es fängt ja schon bei den Begrifflichkeiten an, für die männliche Form der Krankenschwester gibt es im englischen nur einen Behelf indem vor Nurse (Krankenschwester) noch ein "Male" vorangestellt wird: Male Nurse (Männliche Krankenschwester). Jetzt im Deutschen mit dem Begriff Pflegefach.... hat sich das Problem gelöst. Ich wurde häufig auch scherzenshalber gefragt, ob ich denn ein Krankenbruder sei. Ich glaube dennoch, dass der Beruf an sich mit den Skills eher weiblich ist. Die innere Einstellung die "mann" mitbringen sollte sind doch eher weiblicher Natur wie Fürsorge, soziales Engagement...ich denke der Beruf wird frauendominiert bleiben, was ich absolut in Ordnung finde. Es sollen die Skills passen egal ob Mann oder Frau, ja keine Männerquote. Jeder, der den Beruf für sich vorstellen kann und mit Herz dabei ist, soll ihn ausüben. Ich bin nun in der Bildung und denke gerne an meine Zeit zurück in der Pflege, es war eine schöne Zeit wo ich mich noch gerne in meinem Freundeskreis (85/86% weiblich) gerne daran zurück erinnere.
Mit freundlichen Grüssen
C. Braunschweiger
Sascha Arnold
Guten Tag Herr Braunschweiger Vielen Dank für Ihren spannenden Kommentar! Ich erhoffe mir, dass durch die Emanzipation der Pflege und das gesellschaftliche Umdenken zukünftig mehr Männer in dem Beruf glücklich werden. Gerade jetzt, wo durch Annahme der Pflegeinitiative viel Geld in Bildung investiert wird, sollten auch Männer mehr in den Fokus der Rekrutierung geraten. Ich bin davon überzeugt, dass es potenziell viele geeignete Männer für den Pflegeberuf geben würde. Freundliche Grüsse Sascha Arnold
Slavi Marjanovic
Ein ehemaliger Freund von mir. auch ein Pflegefachmann, pflegte immer zu sagen, dass der Pflegeberuf von den barmherzigen Samaritern erfunden wurde. Also ursprünglich waren es Männer, die professionell geholfen haben. Später erst wurden die Frauen in den Beruf eingeführt, als Kloster entstanden mit Nonnen... Ob die Geschichte stimmt, weiss ich nicht. Aber eben Fürsorge und soziales Engagement sind meiner Meinung etwas Menschliches und nicht unbedingt einem Gender zuzuordnen.
Sascha Arnold
Guten Abend
Ich teile Ihre Meinung, dass diese Eigenschaften sowohl Frauen & Männern haben können.
Der Ursprung des Pflegeberufs scheint etwas unklar.
Für mich ist jedoch klar, dass die Pflege mehr Männer benötigt…
Edita Truninger
Zur Geschichte der Pflege hat Margrit Wyder in unserem Buch «Auf weiblichem Terrain» einen spannenden und lehrreichen Beitrag geschrieben. Tatsächlich hat der moderne Spital seine Wurzeln im Mittelalter. Manche Klöster richteten Hospitäler ein, die von Mönchen oder Nonnen betrieben wurden. Erst im 19. Jahrhundert wurden konfessionslose Schulen als neue Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen. Während die private Pflege meist von Frauen erbracht wurde, brauchte es in den öffentlichen Spitälern Pflegende beider Geschlechter – denn auch die Patientinnen und Patienten wurden geschlechtergetrennt untergebracht und behandelt. Disziplin und Unterordnung der Pflegekräfte war oberstes Gebot, auf die Einhaltung der Hygieneregeln wurde streng geachtet. In den von Grossbritannien beeinflussten Ländern entwarf Florence Nightingale hingegen schon um 1850 ein anderes Berufsbild. Sie gab der Pflege einen eigenen Stellenwert neben der Arbeit der Ärzte. Nightingale schrieb sogar: «Krankenpflege ist eine Kunst, und wenn sie zu einer Kunst gemacht werden soll, bedarf sie extensiver Hingabe und genauso harter Vorbereitung wie die Arbeit jedes Malers oder Bildhauers.» (Bohn 2020, S. 151) Dieser vom Geschlecht unabhängige Vergleich mit dem Gestalten eines Kunstwerks setzte sich in den Pflegeberufen jedoch nicht durch.
Auf weiblichem Terrain – Pflegefachmänner im Porträt Hogrefe Verlag, 2021
Sascha Arnold
Sehr geehrte Frau Truninger
Vielen Dank für Ihren spannenden Kommentar. Es freut mich sehr, dass mein Beitrag von Ihnen als Expertin in diesem Bereich gelesen wurde. Glauben Sie das zukünftig mehr Männer in der Pflege arbeiten werden?
Freundliche Grüsse Sascha Arnold
Edita Truninger
Lieber Herr Arnold
Die Beliebtheit eines Berufes ist immer auch an gesellschaftliche Normen und Werte geknüpft. Wurde der Arztberuf früher fast ausschliesslich von Männern ausgeübt, haben die Frauen im Zuge der Gleichstellung der Geschlechter mächtig aufgeholt: Inzwischen schliessen mehr Frauen als Männer das Medizinstudium ab. Auch in den meisten Schweizer Spitälern sind die Ärztinnen in der Mehrheit. (ca. 60 zu 40) Im Pflegeberuf hat sich das Geschlechterverhältnis nicht geändert – der Anteil Männer stagniert seit Jahren bei rund 15 Prozent.
Ich bin der Meinung, dass es an Ausbildungsstätten und in der Berufswahl spezifische Anstrengung braucht, um (jungen) Männern die Attraktivität dieses spannenden Berufs aufzuzeigen. Darüber hinaus benötigen Frauen UND Männer bessere Arbeitsbedingungen, damit sie dem Beruf die Treue halten.
Der Pflegeberuf hat viele Facetten und die Entwicklungsmöglichkeiten sind enorm. Es gilt, diese im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Gute Vorbilder spielen dabei eine zentrale Rolle – Sie, lieber Herr Arnold, leisten also einen wichtigen Beitrag für mehr Männer in der Pflege. Ich bin überzeugt, dass diese Anstrengungen eines Tages Früchte tragen werden.
Freundliche Grüsse
Edita Truninger
Sascha Arnold
Liebe Frau Truninger
Ich glaube zu den von Ihnen erwähnten Aspekten benötigen (junge) Männer wohl auch Vorbilder und Identifikationsfiguren um den Schritt in die Pflege zu gehen.
Das mein Blogbeitrag so viel Aufmerksamkeit erhält, hätte ich nicht erwartet. Darüber freue ich mich sehr.
Freundliche Grüsse
Sascha Arnold
Christian Braunschweiger