Roboter gibt Medikament

Künstliche Intelligenz (KI) in der Pflege verspricht eine Verbesserung der Pflegequalität durch Automatisierung, Diagnoseunterstützung und personalisierte Behandlungspläne. Entscheidend ist, dass die zwischenmenschliche Interaktion erhalten bleibt und angemessene Datenschutzmassnahmen getroffen werden. In Asien wird KI in der Pflege bereits eingesetzt.

Künstliche Intelligenz (KI) in der Pflege hat das Potenzial, einen grossen Einfluss auf die Gesundheitsversorgung zu haben. Wenn man bedenkt, dass beispielsweise in Deutschland 4,1 Millionen Menschen pflegebedürftig sind und aufgrund des Fachkräftemangels bei weitem nicht so viele Pflegekräfte zur Verfügung stehen, wäre eine Unterstützung durchaus notwendig. In diesem Beitrag werden einige vielversprechende Anwendungen von KI in der Pflege vorgestellt und anhand relevanter Studien beleuchtet.

Vorteile von KI im Pflegebereich

KI-Technologien sollen dazu beitragen, die Genauigkeit, Effizienz und Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. So können wiederkehrende Aufgaben automatisiert, Diagnosen unterstützt und personalisierte Behandlungspläne entwickelt werden.

  1. Automatisierung repetitiver Aufgaben: Künstliche Intelligenz kann zur Entlastung des Pflegepersonals eingesetzt werden, indem sie repetitive Aufgaben übernimmt. Zum Beispiel können Robotik und eine Automatisierung für einfache Aufgaben eingesetzt werden, wie beim Aushändigen von Medikamenten an Patient:innen. Eine Studie von Soriano et al. (2022) ergab, dass der Einsatz von Robotern in der Pflege zu einer Verringerung der Arbeitsbelastung und zu einer Effizienzsteigerung führt.
  2. Diagnoseunterstützung: Durch den Einsatz von maschinellem Lernen können KI-Systeme medizinische Daten analysieren und ähnliche Muster erkennen, die von Ärzt:innen vielleicht übersehen werden. Eine Studie von Lange et al. (2019) untersuchte den Einsatz eines KI-Systems zur Erkennung von Hautkrebs. Es wurde festgestellt, dass KI eine mit erfahrenen Dermatologen vergleichbare Genauigkeit aufweist. In einigen Fällen schnitt sie sogar besser ab.
  3. Personalisierte Behandlungspläne: Durch die Algorithmen können individuelle Risikoprofile erstellt und Behandlungsempfehlungen abgegeben werden. So konnten durch die Analyse der Daten von Patient:innen, die auf Intensivstationen hospitalisiert waren, Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Behandlungsansätze sich bei der Betreuung von Menschen mit Sepsis auf Intensivstationen als besonders wirksam erweisen. Daraus konnten Behandlungspläne für Sepsispatient:innen entwickelt werden. (Bologheanu, 2023)
Roboter pflegt alte Frau

Ein Roboter unterstützt eine alte Frau zu Hause. Bild: Depositphotos

KI in der Pflege weltweit

Die Chinesen setzen KI und Robotik zunehmend in der Pflege ein, insbesondere zur Unterstützung älterer Menschen. Pflegeroboter werden hauptsächlich entwickelt, um bei der Grundversorgung, Kommunikation und Überwachung zu helfen und so den Pflegebedarf zu decken. (Abele, 2021)

In Japan ist ein bemerkenswerter Fortschritt im Gesundheitssektor zu verzeichnen, wobei der verstärkte Einsatz von KI auch in der Pflege nicht unbeachtet bleibt. Hier werden Roboter vermehrt zur Unterstützung älterer Menschen eingesetzt, um ihnen bei alltäglichen Tätigkeiten zu helfen. (Kölling, 2022).

Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Integration von KI in die Pflege von Land zu Land unterschiedlich sein kann, abhängig von den gesetzlichen Normen, der vorhandenen Infrastruktur und den verfügbaren Ressourcen. Die Einbindung von KI in die Pflege nimmt weltweit stetig zu. Mein Eindruck ist, dass Europa mitunter von den Errungenschaften unserer asiatischen Kollegen lernen wird.

Was ist für die Pflege positiv?

  • Effizienzsteigerung: KI könnte wiederholende Aufgaben automatisieren, was zu einer Zeitersparnis für das Pflegepersonal führt.
  • Verbesserte Diagnose durch KI
  • KI kann individualisierte Behandlungspläne erstellen, was zu einer besseren Behandlung führt.
  • Verbesserte Datenanalyse: Es können grössere Mengen gleichzeitig und schneller analysiert werden.

Was ist für die Pflege negativ?

  • Datenschutz: Der Einsatz in der Pflege erfordert den Zugriff auf geschützte Daten von Patient:innen.
  • Mangel an zwischenmenschlicher Interaktion
  • Fehlende emotionale Intelligenz
  • Abhängigkeit von Technologie
Roboter pflegt daheim

KI kann in der Pflege eingesetzt werden. Bild: Depositphotos

Fazit

Künstliche Intelligenz ist aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, aber noch nicht perfekt für die Pflege geeignet. Ich betone hier das Wort «noch», da in diesem Bereich die Weiterentwicklung rasant vonstattengeht. Unter Berücksichtigung der relevanten Faktoren besteht ein Potenzial für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Pflege. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Pflege höchst individuell ist, vergleichbar mit der Einzigartigkeit eines jeden Menschen. Trotz technologischer Fortschritte sollte man der KI nicht zu viele Aufgaben übertragen. Eine Pflegekraft mit emotionaler Sensibilität kann mit menschlichem Einfühlungsvermögen und Feingefühl besser agieren. Wenn ich von Menschlichkeit spreche, sehe ich viele Hindernisse für die KI.

In meiner Rolle als Pflegefachfrau erkenne ich zweifellos das Potenzial von KI. Dennoch bin ich überzeugt, dass eine gleichwertige und zügige Umsetzung nicht in allen Krankenhäusern und Einrichtungen gleichermassen realisierbar sein wird. Es stellt sich die Frage, welche Leistungsfähigkeit die KI tatsächlich besitzt. Auf einer voll ausgelasteten Intensivstation finden sich Patient:innen mit vielfältigen Diagnosen. Vermag die KI in einem solchen Umfang adäquat zu agieren oder beschränkt sie sich auf den Umgang mit «lediglich» einer einzigen Diagnose?

Es stellt sich die Frage, inwieweit Menschen bereit sind, ihre Leiden einem Roboter anzuvertrauen. Und ob es für kranke Menschen wirklich von Vorteil ist, Ratschläge und Anregungen von einer Maschine zu erhalten. In diesem Kontext sind die Pflegekräfte unersetzlich!


*Dieser Beitrag entstand im Kurs «Schreibkompetenz» während des Studiums zum Bachelor of Science FH in Nursing an der Careum Hochschule Gesundheit. Die Teilnehmenden wählten ein Thema, mit dem sie in der Regel in ihrem Berufsalltag in Berührung kommen. Die besten Beiträge wurden ausgewählt und für den Blog überarbeitet.

Literatur

Diskutieren Sie mit!

  • Welche Haltung haben Sie zur Künstlichen Intelligenz in der Pflege?
  • Ist KI die bahnbrechendste Innovation oder nur eine Worthülse?
  • Wo kristallisieren sich mögliche Berührungspunkte und Schnittstellen in diesem facettenreichen Bereich heraus?

Kommentare

  • Almeria Kühnel

    18.03.2024

    Ich finde den Beitrag sehr spannend.
    Ich denke in Bereichen, wie Materialbeschaffung (für Verbände oder zur Körperpflege) kann alles durch Roboter vorbereitet werden resp. kann es erleichternd sein, die Künstliche Intelligenz einzusetzen. Auch im Bereich der Geriatrie kann ein personalisierter Roboter der Einsamkeit entgegenwirken. Ein Roboter wertet die Person nicht und ist sicher ein guter Zuhörer.
    Bei der Medikamentenverteilung, bei der Diagnosen-Stellung habe ich Bedenken bezüglich der individuellen Beurteilung der Situation und der Person.
    Ich finde den Beitrag sehr wichtig, denn es muss eine Möglichkeit geben, eine Entlastung zu ermöglichen.

    • Blearta Azemi

      22.03.2024

      Sehr geehrte Frau Kühnel

      vielen Dank für Ihr spannendes Feedback! Ich schätze Ihre Perspektive zu meinem Blog und den Einsatzmöglichkeiten von Robotern und künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen sehr.

      Beste Grüsse
      Blearta Azemi

  • Annakathrina Ardüser

    21.03.2024

    Ich denke KI wird in den nächsten Jahren auf jeden Fall in der Pflege Einzug halten. Es mag punktuell sicher auch eine Unterstützung in der Pflege sein. KI-Hilfsmittel, die den Rücken der Pflegenden entlasten, würde ich als sinnvoll betrachten. Punktuell ev auch in der Aktivierung. Wobei ein Roboter kann die Wärme eines Menschen nicht ersetzen. Wo ich es aber sicher sehen würde, wäre bei der Erstellung von Diagnosen, Auch KI zum Erlernen einer Behandlungstechnik würde ich als wertvolles Hilfsmittel sehen. Aber ehrlich gesagt bei der Medikamentenabgabe wär ich auch sehr kritisch. Wo ich aber ein Roboter durchaus sehen würde, wäre beim Einräumen irgendwelcher Abstellräume oder Käste . Das kann ein Roboter viel besser als der Mensch.

    • Blearta Azemi

      26.03.2024

      Sehr geehrte Frau Ardüser

      Vielen Dank für Ihren Beitrag zu meinem Blog! Sie haben einige interessante Punkte angesprochen, die die potenzielle Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Pflege beleuchten.

      Die Idee, KI als Hilfsmittel zur Entlastung von Pflegenden einzusetzen, insbesondere im Bereich der Rückenentlastung und der Aktivierung, ist durchaus sinnvoll. Jedoch stimme ich Ihnen zu, dass es Bereiche gibt, in denen die menschliche Wärme und Empathie höchst wahrscheinlich nicht ersetzt werden kann durch einen Roboter.

      Die Idee, KI für bestimmte Aufgaben wie das Einräumen von Abstellräumen oder Kästen einzusetzen, ist ebenfalls interessant und äusserst sinnvoll zur Entlastung der Pflege.

      Beste Grüsse,
      Blearta Azemi

  • Petra Schäfer

    12.04.2024

    Guten Tag Frau Azemi,
    vielen Dank für den Blog mit den Informationen und den Kommentaren. Ich ahne das Potential von KI und Maschinen für einen schier grenzenlosen Einsatz. Das ist interessant und aufregend. Darüber hinaus stellt sich mir die Frage, welche (moralischen) Werte uns dabei helfen, festzulegen, welchen Raum wir Menschen/Pflegefachpersonen den Maschinen und KI in der Pflege geben wollen? Wie wird die Diskussion "was ist machbar, was wollen wir, was ist richtig" in der Literatur diskutiert? Ich freue mich auf eine Antwort.

    • Blearta Azemi

      15.07.2024

      Guten Tag Frau Schäfer,

      vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihr Interesse an diesem wichtigen Thema. Ich entschuldige mich für die späte Antwort.

      Sie sprechen einen entscheidenden Punkt an, nämlich die moralischen und ethischen Werte, die bestimmen sollten, welchen Raum wir KI und Maschinen in der Pflege geben. Diese Diskussion wird in der Literatur aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Emotionale Intelligenz, Empathie und zwischenmenschliche Interaktionen sind zentrale Elemente der Pflege, die durch Maschinen nicht vollständig ersetzt werden können. Die Frage, was wir wollen, sollte daher immer auch die Bedürfnisse und Wünsche der zu pflegenden Menschen berücksichtigen.

      Es wird diskutiert, inwieweit wiederholende und administrative Aufgaben automatisiert werden können, ohne die Qualität der Pflege zu beeinträchtigen. Die Literatur empfiehlt, KI gezielt zur Unterstützung und Entlastung des Pflegepersonals einzusetzen, damit mehr Zeit für persönliche Zuwendung bleibt. Die Diskussion um "was ist richtig?" umfasst auch den Schutz der Privatsphäre und den verantwortungsvollen Umgang mit sensiblen Daten. Hier werden klare ethische Richtlinien gefordert, um sicherzustellen, dass der Einsatz von KI immer zum Wohl der Patienten erfolgt.

      Freundliche Grüsse
      Blearta Azemi