komplexität palliative care

In der Palliative Care taucht immer wieder der Begriff «Komplexität» auf. Meist sind es Herausforderungen, für die es keine einfachen Lösungen gibt, die langwierig und oft für alle Beteiligten anstrengend sind.
 

Was genau macht diese Komplexität in der Palliative Care aus? Komplexität tritt in der Regel in Situationen auf, in denen viele verschiedene Faktoren vorhanden sind und miteinander interagieren. Diese gegenseitigen Abhängigkeiten führen dazu, dass das Geschehen oft als fragil und sich schnell verändernd angesehen werden muss. Da sind zum einen die individuell unterschiedlichen Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen der Beteiligten über den nicht mehr heilbaren Krankheitsverlauf und die möglichen Behandlungsoptionen. Diese müssen wiederum vor dem Hintergrund von Recht und Ethik reflektiert und besprochen werden. Hinzu kommt, dass Palliative Care ein interprofessioneller Ansatz ist, bei dem Berufsgruppen im unterschiedlichen Grade- und Skillmix zusammenarbeiten (Hirsmüller & Schröer, 2020). Hier deutet sich schon an, wie schnell eine Situation in der Pflege von schwerkranken und sterbenden Menschen als komplex einzustufen ist.

Subjektives Erleben von Komplexität

Ob und wann eine Situation als komplex betrachtet wird, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Dies ist beispielsweise abhängig davon, wie umfangreich die Person auf Fachwissen und/oder auf bisherige, ähnliche Erfahrungen zurückgreifen kann. Huber und Mitarbeitende (2020) haben in einer Untersuchung im Akutsetting Komplexität in fünf verschiedenen Kategorien unterteilt, die von «wenig komplex» bis «höchst komplex» reichen. Die Forschenden zeigten, dass das Ausmass von Komplexität vom Grad der Aufmerksamkeit, die Pflegefachpersonen für Situationen aufwenden müssen, abhängt. So erfordern beispielsweise Situationen, die als «höchst komplex» eingestuft wurden, «…dauernde Aufmerksamkeit auf außerordentlich ausgeprägte, sehr schlecht einschätzbare krankheitsbedingte und psychosoziale Problemstellungen mit ungewissem Ausgang bei Patientinnen und Patienten in nicht kontrollierten, instabilen Zuständen.» (Huber et al., 2020, S.148).

Nicht nur im Akutsetting sind viele Behandlungs- und Pflegesituationen vom Zusammenwirken rasch wechselnder Faktoren gekennzeichnet. Dieses Merkmal besteht auch in vielen Palliative Care Situationen bei alten Menschen. Die Geriatric und die Palliative Care enthalten jede für sich schon viele Variablen, die beim Planen und Handeln berücksichtigen werden müssen. Wenn eine Situation beide Sichtweisen erfordert, muss sie im Team mit Kompetenz und Erfahrung angegangen werden. Die Bedeutung der Palliative Care Versorgung in der Geriatrie und die Verfügbarkeit entsprechender Fachpersonen ist erkannt worden. Mit verschiedenen Ansätzen soll dieser Bereich in den kommenden Jahren beispielsweise im Kanton Zürich gestärkt und ausgebaut werden.

faltige hände

Komplexität beinhaltet viele Faktoren. Bild: Depositphotos

Komplexität besser abbilden 

Die Universität München untersucht in Zusammenarbeit mit dem Palliative Care Zentrum der Universitätsklinik Göttingen, der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin und weiteren Partnern im Forschungsprojekt COMPANION, welche Indikatoren in der Palliative Care für Erwachsene herangezogen werden müssen, um Komplexität besser abzubilden (Hodiamont et al., 2022). Eine komplexe Situation benötigt weitreichendere personelle, fachliche und finanzielle Ressourcen.

Literatur


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