Studiengangsleiterin Karin Peter

«Man lernt, über den Tellerrand zu schauen!»

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Pflegepraxis und Forschung harmonisch zu verbinden, ist das Ziel der neuen Studiengangsleiterin Dr. Karin Peter. Im Interview erläutert sie die Vorteile eines Master of Science FH in Nursing für die Praxis und ihre Visionen für den Studiengang.

Lebenslanges Lernen ist wichtig, vor allem, wenn es um die bestmögliche Pflege und fachliche Betreuung von Patient:innen geht. Durch ein Masterstudium in Pflegewissenschaft erlangen Pflegefachpersonen eine doppelte Qualifikation: Forschung entweder kombiniert mit strategisch ausgerichteten Praxisvorhaben oder klinischer Expertise.

Karin Peter leitet seit Februar 2023 den Masterstudiengang Pflegewissenschaft an der Careum Hochschule Gesundheit. Sie ist mit viel Drive, Engagement und Freude gestartet. Sie kennt sowohl die Anforderungen der Pflegepraxis als auch der Forschung aus eigener Erfahrung. Ein guter Zeitpunkt also, um mit ihr über ihre ersten Eindrücke und Visionen für den Studiengang zu sprechen.

Liebe Karin, Du leitest seit 130 Tagen den Masterstudiengang Pflegewissenschaft. Welche Erfahrungen hast Du gemacht?

Karin Peter: «Da ich von einer Hochschule mit etwas grösseren Kohorten gekommen bin, ist mir aufgefallen, dass der Masterstudiengang an der Careum Hochschule klein und fein ist. Man hat Zeit, sich auf die einzelnen Studierenden einzulassen und sie während ihrer individuellen Reise zum Master of Science in Nursing (MScN) begleiten zu können.

Auch die vielfältigen Mentoratsformen finde ich persönlich spannend und gewinnbringend für die Studierenden. Damit meine ich nicht nur das individuelle Mentorat durch ausgewiesene Expert:innen aus dem Praxisalltag, sondern auch das Mentoring durch erfahrene Patient:innen und Angehörige und den daraus resultierenden Perspektivenwechsel für die Studierenden. Sie schlüpfen dabei aus der Rolle der Fachperson in die Rolle der Mentees und lernen durch die Erfahrungen von Patient:innen und Angehörigen.

Neu war für mich auch, dass sich die Studierenden bereits bei Studienstart mit einem Projekt aus ihrer Praxisorganisation bewerben, mit dem sie sich dann während des Studiums vertiefter auseinandersetzen. Das zieht aktuell vor allem Fachpersonen mit einigen Jahren Berufserfahrung in unser MScN-Programm. Das kann dann auch zu einem sehr spannenden Austausch unter den Studierenden führen.»

Wie möchtest Du mit Deiner Expertise den Masterstudiengang gestalten?

Nachgefragt bei Karin Peter

Wie möchtest Du den Masterstudiengang mit Deiner Expertise gestalten?

Welche Pläne und Ziele hast Du für den Studiengang?

Karin Peter: «Aktuell habe ich einige Ideen. Welche davon tatsächlich umgesetzt werden, da bin ich im Austausch mit der Hochschulleitung, dem Lehrteam und Expert:innen aus dem In- und Ausland. Was ich einerseits spannend fände, wäre beispielsweise die Möglichkeit einer längeren Begleitung von Studierenden, die während ihres Studiums oder im Anschluss daran eine Stelle als Nurse Practitioner wählen (Anm.: praxiserfahrene und klinisch spezialisierte Pflegeexpert:in). Hier wäre Potenzial, diese mit einem weiterführenden Programm während ihrer Transitionsphase in der neuen Rolle zu begleiten und zu unterstützen. So zum Beispiel mit dem Erwerben zusätzlicher ECTS-Punkten.

Andererseits ist es mir auch ein Anliegen, die Forschungsmodule im aktuellen MScN-Programm weiterzuentwickeln und gewisse Inhalte für beide Schwerpunkte anzubieten, bspw. Leadership und Klinisches Assessment. Da ich das Glück habe, mit einem sehr motivierten Team sowohl vonseiten der Dozierenden als auch Administration zusammenzuarbeiten, kann man solche Veränderungen sicherlich gut umsetzen.»

Gibt es bereits Veränderungen, wenn die neue Kohorte im August startet?

Karin Peter: «Neu werden auch Studierende mit dem Schwerpunkt Clinical Excellence ein forschungsmethodisches Mentorat erhalten. Dieses war bis anhin den Studierenden mit Schwerpunkt Applied Research vorbehalten. Zudem haben wir ein Beratungsteam mit promovierten Dozierenden und Forschenden der Careum Hochschule aus den Pflege-/Gesundheitswissenschaften, Public Health, Psychologie oder in anderen relevanten Fachrichtungen aufgebaut, die begleiten.

Ebenfalls neu findet parallel zu den Forschungsmodulen eine Thesis-Begleitung online statt. Hier erhalten Studierende in Form von kurzen Lernvideos verschiedene Anleitungen und Hilfestellungen; zum Beispiel bei der Entwicklung ihres Fragebogens für die Datenerhebung im Rahmen ihrer Thesis. Und sie können sich untereinander oder auch mit mir dazu austauschen.»

Du hast Deine Laufbahn selbst in der Pflege begonnen. Warum soll man ein Masterstudium in Nursing Science in Angriff nehmen? 

Karin Peter: «An dieser Stelle möchte ich gerne ein Beispiel aus meinem eigenen beruflichen Werdegang anführen. Während meiner Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit haben wir in einem ÜK (Anm.: Überbetrieblichen Kurs) geübt, Magensonden zu legen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich dachte: ‹Was kann man da falsch machen? Es ist ein Schlauch und er muss in den Magen – voilà!› Während meines anschliessenden Bachelor-Studiums in Pflegewissenschaft BScN habe ich gelernt, was man dabei tatsächlich alles an Komplikationen auslösen kann, zum Beispiel, wenn man den Nervus vagus reizt. Mit dem Master of Science in Nursing und meiner Rolle als Pflegeexpertin habe ich dann gelernt, wie zentral es für die Behandlungsqualität ist, dass Richtlinien (bspw. für das Legen von Magensonden) regelmässig aktualisiert und auf den neuesten Stand der Forschung gebracht werden.

Durch mein Masterstudium habe ich persönlich vor allem gelernt, über den Tellerrand zu schauen, stärker evidenzbasiert zu arbeiten und eine systemische Perspektive im Alltag einzunehmen. Auch die im MScN-Studium erworbenen Kompetenzen bei der Planung und Durchführung von Praxis- und Forschungsprojekten haben meinen Horizont erweitert. Vor allem auch bezüglich der Ressourcenverteilung. Ein stärkerer Fokus auf evidenzbasierte Massnahmen, Prozess- und Ressourcenoptimierung im Arbeitsalltag ist meiner Meinung nach nicht nur für die Fachperson selber, sondern für die gesamte Organisation ein Gewinn.»

Wie vereinbart man Job, Familie und Studium – Was sind hier Deine Erfahrungen, was rätst Du Studierenden?

Karin Peter: «Dazu habe ich noch kein Patentrezept gefunden. Ich selber habe für mich das Arbeitspensum gefunden, mit dem ich mich wohlfühle und nicht das Gefühl habe, dass entweder meine Familie oder meine Karriere zu kurz kommt. Dieses Gleichgewicht muss wahrscheinlich jede:r für sich selber finden. Damit dies jedoch auch während eines MScN-Studiums möglich ist, gibt es in unserem Masterprogramm verschiedene Tracks und neu auch flexibel wählbare Module. Wir erstellen für jeden Studierenden zu Beginn des Studiums einen individuellen Studienverlauf und können dabei auch passende individuelle Lösungen anbieten. Da wir eine eher kleine Hochschule sind, haben wir auch die Möglichkeit, kurzfristige Alternativen anzubieten. Dies kann helfen, einzelnen Studierenden währen einer herausfordernden Zeit auch mal etwas mehr ‹Luft› während des Studiums zu ermöglichen. Wir setzen hier alles daran, dass es klappt, Job, Familie und Ausbildung unter einen Hut zu bringen.»

Wie stellst Du sicher, dass die Absolventen des Studiengangs gut auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet sind?

Karin Peter: «Das ist für mich persönlich ein sehr wichtiger Punkt. Da ich selber sowohl in der Pflegepraxis als auch als Führungsperson in einer Forschungsabteilung gearbeitet habe, kenne ich grösstenteils die Anforderungen, welche die Studierenden nach ihrem Studium erfüllen sollen. Mein Ziel ist es daher, das Studium so auszurichten und mit relevanten Inhalten zu füllen, dass sie das nötige Rüstzeug haben, um in einer späteren Position diese Anforderungen auf einem qualitativ guten Niveau erfüllen zu können. Dazu ist jedoch auch eine regelmässige Evaluation des MScN-Curriculums zentral.»

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  • Haben Sie ebenfalls ein MScN-Studium absolviert? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
  • Inwieweit konnten Sie von Ihrem Studium in der Praxis profitieren?
  • Welche Tipps können Sie angehenden Studierenden in Pflegewissenschaft mit auf den Weg geben?

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