
Der Wunsch, sich angenommen und dazugehörig zu fühlen verbindet Menschen. Besonders in der letzten Lebensphase. Dafür setzen sich Hospize solidarisch und vielfältig von Beginn an ein.
Heimat – so viel mehr als nur ein Ort, eine Region oder ein Land. Heimat ist mehr als eine geografische Angabe oder eine Wohnadresse. Heimat ist vor allem ein Gefühl. Ein Gefühl des Verstanden-Werdens, des Sicher-sein-Könnens, des Vertraut- und des Geborgen-Seins. Dies zu erleben ist für alle Menschen wichtig, besonders jedoch in Situationen sehr schwerer Krankheit und im Sterben. Dieses Anliegen trägt den hospizlichen Gedanken massgeblich. Der diesjährige Welthospiztag am 11. Oktober stellt dies ins Zentrum und setzt die bereits im letzten Jahr aufgegriffene Idee der Vielfalt und des Miteinanders fort (Deutscher Hospiz- und PalliativVerband, 2025). Betont werden darin unter anderem Mitmenschlichkeit, Integration und Solidarität. Werte, für die die Hospizarbeit von Beginn an steht.
Vertrautes verlassen, um Neues zu finden
Die Pflege, Behandlung und Betreuung von schwerkranken und sterbenden Menschen zuhause wurde in den letzten Jahren an vielen Orten auf- und ausgebaut. Dennoch entstehen immer wieder Situationen, in denen die Versorgung der Betroffenen und ihren Angehörigen in der gewohnten Umgebung nicht mehr bestmöglich gewährleistet werden kann. Beispielsweise dann, wenn bestehende Symptome nicht ausreichend gelindert werden können und dadurch für die Betroffenen eine hohe Symptomlast entsteht. Oder wenn Angehörige emotional und/oder körperlich sehr belastet sind. Dann entstehen Momente, in denen Menschen ihr Daheim verlassen müssen und sich im Neuen willkommen und geborgen fühlen möchten. An einem Ort, an dem sie sich wohl- und möglichst verbunden fühlen, an dem sie ein neues Zuhause finden. Ebendies vereint der Begriff Heimat in seiner ursprünglichen Wortbedeutung (Duden, 2025).
Heimat ist Geborgenheit
Heimat ist ein existenzielles, universelles Bedürfnis. Unabhängig vom kulturellen, religiösen oder wirtschaftlichen Hintergrund der Menschen. Mit dem diesjährigen Motto des Welthospiztages macht der Welthospizverband daher auch auf die Situation der Menschen mit Fluchterfahrung und Vertreibung aufmerksam. Denn der Wunsch nach Schutz, Würde und Gemeinschaft eint alle Menschen. Und für eben diese Werte steht das Hospiz in besondere Art und Weise. Denn ihrem Ursprung nach sind Hospize Orte, an denen man sich bedürftigen Pilgern und kranken Menschen angenommen hat. Sie waren Herbergen, in denen man Menschen gastfreundlich begegnete. In denen man ihnen Schutz und Nahrung geboten und sie auf ihrer Reise begleitet hat. Dies ist bis heute wichtiges Anliegen der hospizlichen und palliativen Arbeit. So können Hospize bis heute das Gefühl von Heimat ermöglichen. Denn dort sind alle Menschen willkommen, unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion, Biografie oder Status (Deutscher Hospiz- und PalliativVerband, 2025).
Heimat hat viele Gesichter
Heimat lässt sich in Vielem finden – in vertrauten Menschen, in bekannter Musik, in Geschichten, in Gebeten, in Speisen, in Bildern oder in allem zusammen. Kommen zur emotionalen Verbundenheit zu Menschen und Dingen eine angenehm gestaltete Umgebung und eine Atmosphäre von Menschlichkeit und Haltung hinzu, kann etwas entstehen, das Bedürftige begleitet, trägt und stärkt. Wenn dies gelingt, kann sich der oft bestehende Wunsch von vielen schwerkranken Menschen von «ich möchte daheim sterben» in ein «ich möchte dort sterben, wo ich mich daheim fühle», wandeln (Steudter, 2022). Und Hospize so zu symbolischen Orten von Heimat und Zuhause werden lassen (Deutscher Hospiz- und PalliativVerband, 2025).

Ältere Frau hält beim Sitzen die Hand ihrer Tochter. Symbolbild: Freepik
Heimat mit allen Sinnen
Heimat ist eng verbunden mit dem Gefühl des Zuhause-seins. Was aber macht das Zuhause-sein aus? Tryselius und ihre Kolleg:innen (2018) zeigen, das sich Menschen zuhause als handelnde Akteur:innen fühlen. Mit Zuhause-sein verbinden sie die Möglichkeit, gestalten und beeinflussen zu können. Zuhause ist für sie ein emotionales Umfeld, es ist ein Ort, in der ihre Persönlichkeit und ihre Identität sichtbar und greifbar werden. Und Zuhause wird als ein Ort der Fürsorge erlebt.
Oft sind diese Eindrücke mit sinnlichen Erfahrungen verknüpft. Wer erinnert sich nicht an die Gerüche der Kindheit, an vertraute Geräusche, die von aussen an das Ohr dringen, an den Geschmack der Speisen in der Familie? Diese Eindrücke bleiben meist ein ganzes Leben präsent und lassen sich durch entsprechende Gesten oder Handlungen wiederherstellen. Eine individuelle Begleitung, Pflege und Behandlung von schwerkranken und sterbenden Menschen nimmt dies auf und ermöglicht sinnliche Heimaterfahrungen bis zuletzt. Dies oft mit erstaunlich wenig Aufwand und oft sehr kreativ. In der Hospiz- und Palliativpflege werden dazu beispielsweise die Ansätze der transkulturellen (Herpich, 2018) und familienzentrierten Pflege (Beerling-Albert, 2022) genutzt. So kann das Ich der betroffenen Menschen gestärkt und das würdevolle Abschiednehmen durch Angehörige und Fachpersonen ganzheitlich begleitet werden.

Symbolbild: Hände halten sich gegenseitig zur Unterstützung / Freepik
Literatur
Beerling-Albert, E. (2022). Familienzentrierte Pflege nach dem BAIA-Modell. pflegen: palliativ, 14(56), 24–26.
Duden (2025). Heimat. Cornelsen.
Herpich, A. (2018). Transkulturelle Kompetenz. pflegen: palliativ, 10(40), 20–23.
Steudter, E. (2022a). Zu Hause sterben – wie kann dies überall gelingen? Das Gefühl, nicht unbedingt ein Ort. Das Zuhause aus pflegerischer Sicht. pflegen: palliativ, 14(56), 4–6.
Steudter, E. (2022b). Wem gehört die Trauer? Über den ganzheitlich-interprofessionellen Ansatz in der Trauerbegleitung. pflegen: palliativ, 14(54), 8–11.
Tryselius, K., Benzein, E. & Persson, C. (2018). Ideas of home in palliative care research: A concept analysis. Nursing Forum, 53, 383–391. doi: 10.1111/nuf.12257.
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