Careum Weiterbildung Führungstagung 2025

Careum Führungstagung 2025 – «Gesundheit als Führungsaufgabe»

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Unter dem Motto «Gesundheit als Führungsaufgabe» trafen sich am 17. September 2025 rund 400 Führungspersonen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen im Kongress- und Kulturhaus Aarau zur jährlichen Führungstagung von Careum Weiterbildung. Ein Tag voller Impulse, Reflexionen und inspirierender Perspektiven, der eindrücklich zeigte: Führung ist nicht nur Organisation, sondern auch Fürsorge – für andere und für sich selbst.

Johnsua König, Leiter Bildungsmanagement und stellvertretender Geschäftsführer von Careum Weiterbildung, eröffnete den Anlass mit einem Rückblick und einem Ausblick: Das diesjährige Thema entstand auf Wunsch der Teilnehmenden und knüpft an die letztjährige Tagung an. Es geht um die zentrale Frage: Wie bleibe ich als Führungsperson gesund – und wie fördere ich die Gesundheit meiner Mitarbeitenden?

Moderation mit Charme und Tiefgang

Dr. Nicole Frank führte mit Humor und Souveränität durch den Tag. Die erfahrene Kommunikationsberaterin und ehemalige SRF-Moderatorin verstand es, die Teilnehmenden mit klugen Fragen und pointierten Kommentaren zu aktivieren.

Job Crafting – Wege zur Gestaltung der beruflichen Rolle.

Den Auftakt der inhaltlichen Beiträge machte Urs Blum, Leiter des Zentrums für Human Resources & Corporate Learning am IAP Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW. Als Pflegefachmann, HR Business Partner und Arbeits- und Organisationspsychologe brachte er eine praxisnahe und zugleich wissenschaftlich fundierte Perspektive ein.

Sein Referat beleuchtete das Thema Job Crafting. Wege zur Gestaltung der beruflichen Rolle. Mit Beispielen und einem klaren Rollenmodell beschrieb Urs Blum, wie Führungspersonen ihre Aufgaben, Beziehungen und Bewertungen bewusst verändern können, um mehr Sinn, Wirksamkeit und Zufriedenheit zu erleben, indem sie sich Fragen stellen wie: Welche Aufgaben möchte ich mehr oder weniger tun (Task Crafting)? Mit wem sollte ich mehr Austausch pflegen (Relationship Crafting)? Oder wie denke ich über Arbeit und ihren Beitrag zum grossen Ganzen nach (Cognitive Crafting)?

Blum ermutigte dazu, kleine Schritte zu gehen, sich Zeit für Reflexion zu nehmen und Job Crafting nicht als Luxus, sondern als Führungsinstrument zu verstehen. Sein Geheimtipp: Eine halbe Stunde im Kalender blocken – für sich selbst und die eigene Entwicklung.

Auch kritische Stimmen wurden gehört: Was passiert, wenn alle nur noch das tun, was sie wollen? Wie steht es um die Entlöhnung bei zusätzlichem Engagement? Und wie motiviert man passive Mitarbeitende, ohne sie zu überreden?

Um Job-Crafting in die eigenen Organisationen zu bringen, braucht es Fingerspitzengefühl, Dialog und eine Kultur, die Entwicklung erlaubt – nicht erzwingt.

Urs Blum Careum Führungstagung 2025

Urs Blum zeigt, wie Führungspersonen durch Job Crafting ihre Rolle aktiv gestalten können. Bild: Tim Wettstein/Careum

Mentale Stärke durch Achtsamkeit

Reto Weishaupt, GL-Mitglied eines KMU und zertifizierter MBSR-Lehrer bei MINDFUL-MIND, erläuterte wie mentale Stärke durch Achtsamkeit entsteht. Sein Beitrag verband persönliche Erfahrungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Übungen – darunter ein achtsames Check-In und ein Bodyscan – und machte deutlich: Gesunde Führung beginnt mit bewusster Selbstführung.

Mentale Stärke bedeutet u.a. Fokus, Ruhe und Resilienz – wie der Hafer, der sich im Sturm biegt und wieder aufrichtet. Die Ausführungen von Reto Weishaupt verdeutlichen, dass Achtsamkeit hilft, innezuhalten, Emotionen bewusst wahrzunehmen und Gedanken nicht vorschnell zu bewerten. Wer erkennt, was denkt es gerade, kann gelassener reagieren – statt impulsiv zu handeln. Mit der Zitronenübung konnten die Teilnehmen selbst erfahren, wie Gedanken körperliche Reaktionen beeinflussen. Eine wichtige Erkenntnis dieses Beitrages war, wie wichtig es ist sich als Führungsperson Raum und Zeit zu geben sowie die Erlaubnis, nicht perfekt sein zu müssen.

Zum Abschluss betonte Weishaupt die positiven Auswirkungen von Achtsamkeit auf die körperliche und psychische Gesundheit. Dabei wird klar, dass Achtsamkeitstraining präventiv aber auch in Stresssituationen positiv wirkt. Seine Botschaft: Die Wirkung von Achtsamkeit stellt sich übers Tun ein und das sind oft kleine Dinge! Bereits Mini-Habits können im (Führungs-)alltag eine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten.

Reto Weishaupt

Reto Weishaupt zeigt, wie Achtsamkeit mentale Stärke und Resilienz gefördert werden kann. Bild: Tim Wettstein/Careum

Healthy Economy & Friendly Work Space

Thomas Mattig, Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz und Professor für Global Health, zeigte, wie eng Gesundheit, Wirtschaft und gesellschaftliche Stabilität miteinander verwoben sind. Krisen – ob ökologisch, geopolitisch oder psychisch – wirken nicht isoliert, sondern verstärken sich gegenseitig. Organisationen tragen Verantwortung, Strukturen so zu gestalten, dass sie nicht krank machen, sondern stärken.

Sein Plädoyer: Gesundheit ist kein Nebeneffekt, sondern ein zentrales Element von Fortschritt. Eine „Healthy Economy“ misst Erfolg daran, ob Menschen gesund bleiben, Sinn erleben und mit Belastungen umgehen können – auf individueller, sozialer und ökologischer Ebene.

Christian Martens präsentierte mit dem Zentrum Schlossmatt ein Praxisbeispiel für das Label Friendly Work Space. Dort ist Gesundheit strategisch verankert, wird evaluiert und gemeinsam gestaltet – mit Angeboten wie Laufgruppen, Chören oder Präsenzkursen. Die Unternehmenskultur ist dabei das Fundament, Mitwirkung der Mitarbeitenden der Schlüssel.

Zentrale Erkenntnisse dieser Beiträge waren u.a.:

  • Belastungen sind oft systemisch, nicht individuell.
  • Gesundheit muss Teil der Gesamtstrategie sein – nicht nur Einzelmassnahme.
  • Das Label bietet Orientierung, stärkt die Aussenwirkung und erleichtert die Rekrutierung.
  • Jede Person im Unternehmen kann den Stein ins Rollen bringen – nicht nur die Geschäftsleitung.

Die rege Beteiligung des Publikums deutete darauf hin: Das Thema trifft einen Nerv. Gesundheit ist Führungsaufgabe – und eine Frage der Haltung.

Während der Mittagspause bot sich die Gelegenheit für Austausch und Vernetzung. In entspannter Atmosphäre und bei spätsommerlichem Sonnenschein wurden Impulse aus dem Vormittag vertieft, neue Kontakte geknüpft und bestehende Beziehungen gepflegt.

Gesundes und wirksames Zeitmanagement

Gabriel Bürgisser, Geschäftsleiter der Spitex Nord Ost Aargau und erfahrener Führungsexperte beschrieb in seinem praxisnahen Referat, wie Zeitmanagement zur Gesundheitsförderung und Selbstwirksamkeit beitragen kann. Sein Credo: Die gewonnene Zeit soll für das genutzt werden, was uns wirklich am Herzen liegt.

Im Zentrum standen drei Phasen: Planung, Umsetzung und Überprüfung. Bürgisser betonte, dass Zeitmanagement individuell ist – es gibt keine Methode für alle. Entscheidend ist, die eigene Energie zu kennen und bewusst einzusetzen: Bin ich Lerche oder Eule? Was hilft mir beim Abschalten und Auftanken?

Mit Humor und konkreten Tipps – etwa „den Frosch zuerst essen“ oder Timeblocking – erfuhren die Teilnehmenden, wie Planung gelingen kann. Auch die Umsetzung braucht Fokus: Störungen vermeiden, Multitasking reduzieren, Pausen einplanen. Die Reflexion am Ende des Tages hilft, so Bürgisser ein persönliches Learning für das eigene Zeitmanagement abzuleiten.

Besonders einprägsam schilderte der Referent die Verbindung von beruflicher und privater Planung. Wer privat nicht auftankt, kann beruflich nicht wirksam sein. Bürgisser regte dazu an, bewusst Zeitfenster zu schaffen – und diese auch zu nutzen.

Das Publikum reagierte mit vielen Fragen und viel Applaus. Und ja: Er gibt auch Coachings.

Gabriel Bürgisser an der Careum Führungstagung 2025

Zeit clever nutzen: Gabriel Bürgisser zeigt, wie Planung, Umsetzung und Reflexion zu mehr Gesundheit und Selbstwirksamkeit führen. Bild: Tim Wettstein/Careum

Rechtliche Grundlagen zur Mitarbeitendengesundheit

Manuela Widera, Betriebsökonomin und Organisationsentwicklerin, verdeutlichte in ihrem Referat eindrücklich: Massnahmen zur Gesundheit am Arbeitsplatz sind keine freiwillige Zusatzleistung von Organisationen, sondern gesetzlich verpflichtend! Als akkreditierte Beraterin von Gesundheitsförderung Schweiz und Assessorin für das Label Friendly Work Space begleitet sie Unternehmen dabei, Gesundheit systematisch zu verankern.

Die Ausführungen von Manuela Widera stecken den gesetzlichen Rahmen von Massnahmen zum Schutz der Gesundheit am Arbeitsplatz ab und betonen, dass Führung immer wirkt, entweder gesundheitsförderlich oder belastend. Führungspersonen tragen die gesetzlich verankerte Verantwortung, Belastungen zu reduzieren und Ressourcen zu stärken. Das betrifft organisatorische, soziale und persönliche Ebenen. Wertschätzung, gute Kommunikation und ergonomische Arbeitsgestaltung sind keine Nettigkeiten, sondern Teil der Fürsorgepflicht. Manuela Widera machte klar: Gesundheit ist nicht nur Privatsache. Es braucht das Individuum – und den Betrieb, der die passenden Rahmenbedingungen schafft. Mit dem BGM-Haus zeigte sie, wie Führung, Infrastruktur und Kultur zusammenspielen.

Die Teilnehmenden erhalten Vorschläge für hilfreiche Tools wie Leadership Peak oder die kostenlose HR-Toolbox von Gesundheitsförderung Schweiz.

Die Publikumsfrage zu Beginn des Beitrages: Wie viel kostet Stress die Arbeitgebenden jährlich? Antwort: 6.5 Milliarden Franken ist ein Reminder, dass Investitionen in Gesundheit nicht nur menschlich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind.

Zum Abschluss gibt Manuela Wideras zu bedenken, dass es viele Wege gibt – nicht jeder passt zu jedem Betrieb. Auf jeden Fall aber ist Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz Führungsaufgabe und gesetzlich verankert.

Shared Leadership

Prof. Dr. Jacqueline Martin, Studiengangsleiterin an der Careum Hochschule Gesundheit, stellte in ihrem Referat dar, wie Shared Leadership als moderne Führungsform Organisationen nachhaltig stärken kann. Basierend auf gemeinsamen Werten, gegenseitigem Vertrauen und kollektiver Verantwortung kann so eine Kultur entstehen, in der Mitarbeitende aktiv mitgestalten.

Gerade in komplexen Systemen wie dem Gesundheitswesen stösst klassische Hierarchie an ihre Grenzen. Shared Leadership setzt stattdessen auf dezentrale Entscheidungen, klare Rollen und eine geteilte Vision. Führung bleibt – aber sie verteilt sich auf mehrere Schultern. Das entlastet Führungspersonen, fördert Motivation und verbessert die Zusammenarbeit.

Martin sprach offen über Herausforderungen: Vertrauen muss wachsen, alte Prozesse hinterfragt werden, Mitarbeitende befähigt werden. Doch die Wirkung von Shared Leadership zeigt sich u.a. in– weniger Fluktuation, höhere Patientenzufriedenheit und mehr Sicherheit. Ihr Fazit: Shared Leadership ist kein Spaziergang, aber eine echte Erleichterung für Führungskräfte und ein Gewinn für das ganze Team und die Patienten.

Jacqueline Martin an der Führungstagung 2025

Prof. Dr. Jacqueline Martin erklärt, wie Shared Leadership Teams und Zusammenarbeit stärkt. Bild: Tim Wettstein/Careum

Bewegung als Rahmenprogamm

Für frische Energie und spürbare Leichtigkeit sorgte Susanne Mundwiler, Bewegungstherapeutin bei den Psychiatrischen Diensten Aargau und Leiterin von yinMotion in Aarau mit dem Rahmenprogramm. Sie brachte die Teilnehmenden wortwörtlich mit Klopftechniken, Atemübungen oder ein humorvollen Ballonstafette zum Abschluss in Bewegung. Ihre Interventionen lockerten nicht nur Körper, sondern auch Geist. Ein wohltuender Kontrapunkt zum intensiven Tagungsprogramm – und ein lebendiger Reminder, wie eng Gesundheit und Bewegung miteinander verbunden sind.

Schlusswort

Zum Abschluss dankte Johnsua König allen Referierenden, Partnern und dem Organisationsteam. Seine zentrale Botschaft: „Wir sind Führungspersonen und wir tragen Verantwortung. Gesund bleiben und gesund führen – das ist und bleibt unsere Aufgabe.“

Er verwies auf das vielfältige Angebot von Careum Weiterbildung, insbesondere auf die Möglichkeit von Inhouse-Schulungen und Beratungen für Betriebe, die Führung und Gesundheit nachhaltig stärken möchten.
Mit diesen Worten endete ein anregender Tag der nicht nur Inspiration, Wissen und Können versprach, sondern auch stärkend wirkte.

Save the date

  • Pflegesymposium am 9. Juni 2026
  • Führungstagung am 15. September 2026

Bis zum nächsten Jahr!

Medienberichte

Artikel Clinicum Nr. 5/2025: «Gesundheit als Führungsaufgabe»

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