Geschäftsführerin Alexandra Heibronner von Oda Santé

Gemeinsam für eine starke Berufsbildung und die Heldinnen und Helden von morgen

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Alexandra Heilbronner, Geschäftsführerin von OdASanté, spricht über Freuden und Herausforderungen in ihrem Beruf, über den Einfluss von KI in Gesundheitsberufen und in der Ausbildung und wie sie damit umgeht, wenn es manchmal nicht so schnell geht, wie sie es sich wünscht.

Janine Aegerter: Frau Heilbronner, welches sind die wichtigsten Aufgaben für die OdASanté in der Berufsbildung?

Alexandra Heilbronner: Als nationale Organisation wollen wir die Zukunft der Bildung im Gesundheitswesen entscheidend mitgestalten und wirkungsvoll weiterentwickeln, so dass die Berufe den Anforderungen von morgen genügen. Das heisst, dass wir in Zusammenarbeit mit der Branche, neue Berufe oder Weiterbildungsangebote entwickeln, damit Fachkräften attraktive Karrierewege offenstehen. Langfristig streben wir an, dass wir ausgebildete Berufsleute halten können und wir sie durch attraktive Weiterbildungswege in ihrer Entwicklung fördern können. Weiter ist es unsere Aufgabe, die vielfältigen Berufe im Gesundheitswesen sichtbar zu machen. Dazu gehört zum Beispiel die Organisation und Durchführung der SwissSkills, oder die Beteiligung an nationalen Kampagnen. Zudem setzen wir uns für gute Arbeitsbedingungen für Berufsbildner:innen ein, weil wir überzeugt sind, dass eine hohe Ausbildungsqualität wesentlich zum langfristigen Verbleib der Fachkräfte im Beruf beiträgt.

Kurz, es geht darum, die Heldinnen und Helden von morgen zu gewinnen, auszubilden und sie dann im Beruf halten zu können.

Janine Aegerter: Die Berufsbedingungen sind ja nicht immer ganz einfach. Gelingt es, die Menschen im Beruf zu halten?

Alexandra Heilbronner: Da denke ich an verschiedene Faktoren, die dazu beitragen, Fachkräfte zu halten. Zum einen an die bildungsseitigen Massnahmen, also dass die Bildungsgrundlagen so ausgestaltet sind, dass die Lernenden – und zwar jeder Stufe – die Kompetenzen erlernen, die sie in ihrer Zukunft brauchen. Weiter ist wichtig, dass ihnen nach der Ausbildung attraktive Karrierewege offenstehen. Uns dafür starkzumachen ist unsere zentrale Aufgabe. Ein zweiter Faktor sind die Arbeitsbedingungen. Was können die Arbeitgeber ihrerseits tun, um den Fachkräften einen attraktiven Arbeitsplatz zu bieten? Insbesondere die Betreuung von Lernenden bei angespannter Personalsituation ist eine grosse Herausforderung, die Arbeitgebern Lösungen abverlangt.

Janine Aegerter: Und welches sind die grössten Herausforderungen für die OdASanté?

Alexandra Heilbronner: Eine der grössten Herausforderungen besteht darin, innerhalb der unterschiedlichen Anspruchsgruppen gemeinsame und für alle tragbare Lösungen zu erarbeiten. Dazu sind iterative Vorgehensweisen und eine gezielte Einbindung aller Stakeholder in die Projekte notwendig und auch hilfreich. Wir benötigen dafür Zeit, unsere Mitglieder, unsere Branchenvertretungen und unsere Expertinnen und Experten gezielt zu befragen und abzuholen. Für ungeduldige Menschen wie mich ist das manchmal schwierig auszuhalten. Wir können nicht immer in dem Tempo vorwärtsgehen, wie wir uns das wünschen oder wie das branchenseitig gewünscht wäre. Aber gerade mit diesem iterativen Vorgehen und mit dem starken Einbezug aller Beteiligten sind wir am Ende dann doch schneller – weil wir letztlich tragbare Lösungen erarbeiten.

Geschäftsführerin Heibronner von Oda Santé im Gespräch mit Redakteurin Aegerter

Alexandra Heilbronner (Geschäftsführerin OdaSanté) im Gespräch mit Janine Aegerter (Leiterin Digitale Medien Careum Verlag). Foto: Björn Schlegel/Careum

Janine Aegerter: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Geschäftsführerin der OdASanté?

Alexandra Heilbronner: Es ist eine Aufgabe, der uns oder mich in Verbindung mit anderen Menschen bringt. Sei es im Team oder in der Zusammenarbeit mit dem Vorstand, sei es mit unseren Mitgliederorganisationen oder in politischen Gremien. Dieses Miteinander gefällt mir sehr, weiter gefällt mir die Gestaltungsmöglichkeit; zum einen innerhalb des Teams der Geschäftsstelle, aber auch die Möglichkeit der Einflussnahme in einem sehr systemrelevanten Bereich. Die Gesundheitsberufe sind wichtige Säulen in der Gesundheitsversorgung und letztlich ist Bildung und Gesundheit das, wofür mein Herz schlägt und wofür ich mich beruflich sehr gerne engagiere.

Janine Aegerter: Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie ein ungeduldiger Mensch sind. Wie gehen Sie damit um, wenn es manchmal nicht so schnell geht, wie Sie es gerne möchten?

Alexandra Heilbronner: Im Laufe der Jahre lernt man, geduldiger zu sein. Die Erfahrung zeigt, dass breit abgestützte Lösungen – auch, wenn sie in der Erarbeitung etwas länger brauchen, am Ende vielleicht doch der schnellere Weg sind. Aufgrund dieser Erfahrungswerte kann ich mit meiner Ungeduld besser umgehen. So kann ich, wo notwendig, genug Geduld aufbringen. Denn gut strukturierte Prozesse brauchen eben Zeit.

Janine Aegerter: Die OdASanté und der Careum Verlag arbeiten im Rahmen verschiedener Lehrmittel zusammen, zum Beispiel für FaGe, also Fachmann/-frau Gesundheit. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die enge Zusammenarbeit zwischen Bildungspartnern wie der OdASanté und einem Lehrmittelverlag?

Alexandra Heilbronner: Eine enge Zusammenarbeit und gute Abstimmung zwischen Bildungspartnern und Lehrmittelverlagen sind essenziell für eine kohärente und qualitativ gute Ausbildung der Fachkräfte von morgen. Um eine inhaltliche Kohärenz der Ausbildung in allen Regionen und Institutionen zu erreichen, ist es naheliegend, dass wir an einem gesamtschweizerischen Lehrmittel festhalten. An dieses stellen wir hohe Ansprüche. Die Fähigkeiten, die künftige Fachkräfte brauchen, um ihren Beruf ausüben zu können, sollen schweizweit verankert und gelehrt werden. Es ist unser Bestreben, eine Einheit zu erreichen, damit am Schluss sozusagen «das drin ist, was draufsteht» – also, dass die Arbeitgeber wissen, welche Kompetenzen und Fähigkeiten eine Fachfrau oder ein Fachmann Gesundheit mitbringen. Deshalb ist diese Zusammenarbeit mit dem Careum Verlag auch sehr wichtig. Auf der anderen Seite erhalten wir dadurch auch bildungsseitig Inputs; zum Beispiel wo wir allenfalls Anpassungen in den Bildungsverordnungen vornehmen sollten. Ich sehe die Zusammenarbeit als eine Win-win-Situation – beide Partner profitieren.

Lehrmittel sind dann wirksam, wenn sie visionär sind.

Alexandra Heilbronner, Geschäftsführerin OdASanté

Janine Aegerter: Wir haben in unserem FaGe-Lehrmittel verschiedene digitale Zusatzmaterialien wie zum Beispiel Lernfragen, die man online lösen kann, aber auch einen KI-Lerncoach, den Sie vorhin erwähnt haben. Haben Sie ihn bereits präsentiert bekommen?

Alexandra Heilbronner: Ja, den KI-Lerncoach durfte ich bereits kennenlernen. In diesem Zusammenhang möchte ich Careum gratulieren für, Sie haben ja einen Preis für diesen Lerncoach erhalten. Ich denke, dass Lernenden mit solchen Tools extrem geholfen ist. Sie können sich so ihre Fähigkeiten auf diejenige Weise aneignen, wie es für sie am besten passt. Sei es über das Gehör, durch visuelle Hilfen oder über Text.

Janine Aegerter: Bleiben wir noch beim Thema KI, also künstliche Intelligenz: Inwieweit beeinflusst aus Ihrer Sicht KI grundsätzlich die Berufsbildung?

Alexandra Heilbronner: Die Berufsbildung im Gesundheitswesen wird aktuell durch die künstliche Intelligenz noch nicht so beeinflusst, dass wir auf der Stelle alle unsere Bildungspläne komplett umschreiben müssten. In spezifischen Situationen sind wir aber immer mehr mit der Anwendung von KI konfrontiert. Zum Beispiel bei Prüfungen. Wir müssen uns fragen: Wie gehen wir damit um, dass Lernende bei Open-Book-Prüfungen möglicherweise auf KI zurückgreifen? Oder: Welchen Stellenwert haben Diplomarbeiten heutzutage? Ob beim Verfassen KI im Spiel war, ist nur bedingt überprüfbar. Diese und weitere Fragen sollten uns dazu bewegen, das bestehende System infrage zu stellen. Weiter sehe ich, dass KI das Arbeitsumfeld bereits auf praktischer Ebene beeinflusst, beispielsweise im Fall von Fachpersonal der medizinisch-technischen Radiologie. Dieses wendet teilweise KI an, um Röntgenbilder auszuwerten. Da müssen wir dafür sorgen, dass die entsprechenden Kompetenzen bereits in der Ausbildung vermittelt werden. Auch ethische und rechtliche Aspekte in Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz einschätzen zu können, spielt eine Rolle. KI kann man in der Gesundheitsversorgung, in der Pflege oder in anderen Berufen nicht mehr wegdenken. Darum ist es jetzt zentral, dass Fachkräfte schon früh den Umgang damit lernen.

Geschäftsführerin Alexandra Heibronner von Oda Santé

Alexandra Heilbronner (Geschäftsführerin OdASanté). Foto: Björn Schlegel/Careum

Janine Aegerter: Dieses Jahr ist ja ein wichtiges Jahr für die OdASanté. Sie feiern 20 Jahre Jubiläum. Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft aus Sicht Ihrer Organisation?

Alexandra Heilbronner: Seit zwei Jahrzehnten engagieren wir uns gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern, Mitgliedern, Verbundpartnerinnen und Wegbegleitern für starke Gesundheitsberufe und attraktive Ausbildungsbedingungen. Wir alle sind darauf angewiesen, dass die Berufsbildung weiter funktioniert und weiterentwickelt werden kann. Daher würde ich mir beispielsweise wünschen, dass Betriebe, die sich für eine gute Ausbildungsqualität engagieren, eine entsprechende Wertschätzung erhalten. So werden sie für ihren Aufwand und die Investition in die Zukunft auch belohnt.

Janine Aegerter: Welche Möglichkeiten sehen Sie da konkret?

Alexandra Heilbronner: Ein Ansatz könnte sein, solche Betriebe sichtbar zu machen und ihnen gesellschaftliche Wertschätzung zukommen zu lassen. Weiter habe ich auch den Wunsch, dass wir Stakeholder zusammen am gleichen Strick ziehen. So können wir auch künftig etwas bewegen – damit Patientinnen, Klienten und Bewohnende weiterhin eine qualitativ hochwertige Versorgung und Behandlung erhalten können. Wir machen uns als OdASanté für die Weiterentwicklung der Gesundheitsberufe stark und wollen auch entsprechend wegweisend sein und wirkungsvoll auftreten können.

Janine Aegerter: Das ist ein gutes Schlusswort, würde ich sagen. Dann danke ich Ihnen vielmals für das Gespräch.

Alexandra Heilbronner: Ich danke auch Ihnen herzlich.

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