Drei junge Pflegende im Spital

Viel wurde über den Pflegeberuf gesprochen. Über seine Bedeutung für ein funktionierendes Gesundheitssystem. Oft werden die negativen Seiten dieses Berufs hervorgehoben. Im diesem Beitrag geht es um die Attraktivität des Berufes und warum es sich lohnt, in eine Karriere als Pflegekraft zu investieren.

In den letzten Jahren wurde viel über den Pflegeberuf geredet, oft im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Leider sind oft die negativen Seiten erwähnt worden, mit Aussagen wie «es ist nicht gut bezahlt», «es gibt immer zu wenig Personal», «der Beruf ist nicht so respektiert, wie es sein sollte».

Als Pflegefachfrau möchte ich die Attraktivität dieses Berufes in Erinnerung rufen. Ich möchte aufzeigen, warum es sich lohnt, drei Jahre in ein Studium und danach in eine Karriere als Pflegekraft zu investieren.

Pflegefachkräfte spielen eine wichtige Rolle im medizinischen Team. Aber auch bei der Versorgung und der Beratung von Patient:innen. Der «International Council of Nurses» (ICN) betont die wichtige Rolle von professionellen Pflegefachkräften: «Pflegekräfte sind das Herzstück der Gesundheitssysteme», sagte die ehemalige WHO-Generaldirektorin.

Ich möchte mich dieser Aussage anschliessen. Nachfolgend die 5 wichtigsten Gründe, die für mich entscheidend sind:

1. Wir retten Leben

In Spitälern retten Pflegefachkräfte jeden Tag Leben. Sie tun dies, indem sie die von Ärzt:innen verordnete Behandlung durchführen. Zudem helfen sie den Patient:innen durch schwierige Zeiten. Die Pflegekräfte überwachen die Patient:innen und stellen sicher, dass diese die nötige Versorgung erhalten. Ärzt:innen sind die ersten, die erkennen, wie wichtig die Unterstützung durch das Pflegepersonal bei der Durchführung der medizinischen Versorgung ist.

Die Rolle der Pflegenden besteht aber nicht nur darin, die vom ärztlichen Fachpersonal verordnete Behandlung in die Praxis umzusetzen und somit den Pflegeprozess durchzuführen. Auch der emotionale Beitrag der Pflegenden ist wichtig, da sich die Patient:innen den Pflegenden gegenüber eher öffnen. Da Patient:innen mehr Zeit mit den Pflegekräften verbringen, können sie bei diesen eher ihre Ängste abbauen.

Die Pflegefachkräfte sind auch die ersten, die dem ärztlichen Fachpersonal eine Rückmeldung über eine Behandlung geben. Wenn ich zum Beispiel sehe, dass ein Patient oder eine Patientin etwas unruhig oder blass ist (durch den Blutverlust während der Operation), dann fühle ich sofort den Puls und den Blutdruck und alarmiere, wenn nötig, sofort den Arzt oder die Ärztin. So kann ich kritische Situationen (z. B. aktive Blutungen) vermeiden und allenfalls Kurskorrekturen vornehmen. Ich agiere also als erste Schutzlinie, um das Leben der Patient:innen zu retten.

Pflegende und Aerzte stehen um das Bett eines Patienten

Eine Karriere als Pflegefachperson?

Trotz des oft negativen Bildes der Pflegenden lohnt es sich, hier zu investieren.

2. Breites Spektrum an Beschäftigungsmöglichkeiten

Wirtschaftliche Schwankungen wirken sich direkt auf den Arbeitsmarkt aus. Es gibt Schul- und Berufsabsolvent:innen, für die es schwierig ist, eine Stelle zu finden. So lag die Beschäftigungsquote von Absolvent:innen in der EU im Jahr 2021 bei 79,6 %. Die Beschäftigungsquote reichte von 57,9 % in Italien bis 93,1 % in den Niederlanden. Während der Wirtschaftskrise 2008 mussten viele Menschen ihre Arbeitszeit reduzieren, einige wurden sogar arbeitslos.

Anders sieht es bei den Pflegekräften aus. Im Moment herrscht weltweit ein Mangel an Pflegekräften. Wir haben die Wahl, im eigenen Land zu arbeiten oder eine Karriere im Ausland anzustreben. Ich selbst habe in Deutschland die Pflegeausbildung absolviert und dort einige Jahre gearbeitet. Als mein Mann ein Jobangebot in der Schweiz bekam, konnte ich ohne Probleme eine Stelle in meinem Berufsfeld in der Schweiz finden.

3. Wir können unsere Spezialisierung wählen

Das Tätigkeitsfeld, in dem gearbeitet wird, kann je nach medizinischer Neigung gewählt werden. Wenn jemand zum Beispiel Kinder mag, kann er sich für die Arbeit in einer Klinik oder auf einer Station für Neugeborene entscheiden. Wer eine besondere Begabung für die Betreuung älterer Menschen hat, sucht sich einen Platz in einer Klinik für Gerontologie und Geriatrie. Für jede medizinische Fachrichtung gibt es ein Pflegeteam, das die Ärzteschaft unterstützt.

Das gewählte Interessengebiet ist aber nicht für das ganze Leben bestimmt. Ich persönlich habe in den letzten fünf Jahren drei Fachrichtungen gewechselt. Ich hatte die Freiheit herauszufinden, was mir gefällt und was nicht. Nicht viele Berufsfelder bieten die Freiheit, schnell das Fachgebiet zu wechseln, ohne negative Folgen für die berufliche Entwicklung.

4. Wir entwickeln uns weiter

Die Arbeit in einer Praxis, einer Klinik oder einem Krankenhaus bietet viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Man hat ständig mit Menschen zu tun. Die Patient:innen kommen aus allen sozialen Schichten. Der Dialog mit ihnen hilft den Pflegenden, ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln. Das Pflegeteam besteht meist aus mehreren Personen, mit denen man Freundschaften fürs Leben schliessen kann. Genauso wichtig ist die Beziehung zu den Ärzt:innen, von denen man viel Nützliches lernt.

5. Wir profitieren von einem flexiblen Programm

Das Pflegepersonal kann sich nicht über monotone Dienstpläne beklagen. Die Zeit, die sie bei der Arbeit verbringen, ist durch einen Zeitplan festgelegt, den sie an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen können. Die Flexibilität, 60, 80 oder 100 % zu arbeiten, bietet die Möglichkeit, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen oder Hobbys nachzugehen.

Ich selber arbeite derzeit 70 Prozent. Ich kann mich darauf konzentrieren, weiter in meine Karriere zu investieren, indem ich einen Bachelor of Science in Nursing mache. Es war kein Problem, mein Arbeitspensum zu reduzieren. Und meiner Erfahrung nach ist es auch kein Problem, nach dem Studium wieder 100 % zu arbeiten. Das sorgt für finanzielle Stabilität.

Schlussfolgerung

Für alle diese Argumente gibt es Gegenargumente. Keine Arbeit ist perfekt. Es gibt immer Raum für Verbesserungen. Fest steht, dass sich Unzufriedenheit auf Körper und Psyche auswirkt, wenn Arbeit und Privatleben nicht im Gleichgewicht sind. Unabhängig vom gewählten Beruf.

Als Pflegefachfrau ist es mir gelungen, dieses Gleichgewicht zu finden. Ich bin stolz darauf, Teil des Pflegepersonals zu sein, weil ich meine Arbeit liebe und sie mir Sinn gibt.

*Dieser Beitrag entstand im Kurs «Schreibkompetenz» während des Studiums zum Bachelor of Science FH in Nursing an der Careum Hochschule Gesundheit. Die Teilnehmenden wählten ein Thema, mit dem sie in der Regel in ihrem Berufsalltag in Berührung kommen. Die besten Beiträge wurden ausgewählt und für den Blog überarbeitet.

Podcast zum Thema

In unserem Podcast zum internationalen Tag der Pflege reden zwei Pflegefachfrauen darüber, was sie im Berufsalltag motiviert.

Jetzt reinhören:

Literatur

Diskutieren Sie mit!

  • Was lieben Sie als Pflegende an Ihrem Beruf?
  • Was vermissen Sie?
  • Finden Sie, dass er in unserer Gesellschaft den Platz hat, den er verdient?

Kommentare

  • Jürgen Maier

    31.05.2023

    Liebe Carmen, vielen Dank und herzlichen Glückwunsch für dieses positive Statement zu unserem wundervollen Beruf. Jürgen

  • Christian Braunschweiger

    01.06.2023

    Ich finde der Pflegeberuf ist der schönste Beruf, den es gibt. Ich liebe den Kontakt mit den Bewohnenden (Langzeit). Die Gespräche, das Lachen, das Zusammen-Trauern, die Weisheiten der älteren Generationen. Sie strahlen so viel Gelassenheit aus und zeigen auch ihre Freiheit so zu sein wie sie sind, sie müssen sich nicht mehr an Normen orientieren, das finde ich klasse. Ich mag, dass der Beruf so viel Abwechslung bietet, das Forschen beim Heraustüfteln von Pflegediagnosen, die Pflegetechniken, die Teamarbeit.

    Was ich vermisse ist zum Teil die Wertschätzung vor allem von der Gesellschaft und das Verständnis für das Ganze. Der Pflegeberuf ist immer noch mit «Füdli putzen» vor allem in der Langzeit assoziiert. Was wir wirklich alles leisten und was der Beruf alles mit sich bringt, ist vielen nicht bekannt. Alle sind froh, dass es uns gibt, jedoch hat der Job in der Gesellschaft nicht seinen Platz, den er verdient, sonst würde die Umsetzung der Pflegeinitiative nicht so viel Diskussion auslösen. Wir kämpfen für den Beruf, wir werden nicht müde, wir lassen nicht locker, dass die Umsetzung vorwärts schreitet.

    Auch vermisse ich den Berufsstolz. Proud to be a Nurse! Ohne diesen können wir auch nicht nach aussen treten und unsere Forderungen und Bedürfnisse nach verbesserten Arbeitsbedingungen kundtun. Es ist der schönste Beruf und wir müssen alles daran setzen, dass es auch wieder «praktisch» der schönste Beruf wird. Dies mit der raschen Umsetzung der Pflegeinitiative. Hier sind Bund und Kantone gefragt, hier ist die Politik gefragt. Damit wir da sind, wenn Du uns brauchst im schönsten Beruf der Welt.