VUCA Welt

Unsere heutige Welt ist schnelllebig, anspruchsvoll, krisenbehaftet. Wir sind auch im Gesundheitswesen gefordert. Welche Kompetenzen braucht es, um Krisen flexibel zu meistern? Wie lassen sich diese im Hochschulstudium vermitteln?

Seit der COVID19-Pandemie sind Patient:innen, Angehörige und Gesundheitsfachpersonen mit Unvorhersehbarem konfrontiert. Das Gesundheitspersonal ist mit Themen wie Auslastung der Intensivstationen, Verlauf der Krankheit, Wirkung der Therapie- und Impfmöglichkeiten oder potenzielle Spätfolgen konfrontiert. Das sind anspruchsvolle Situationen. Sie lassen sich gesamtgesellschaftlich mit «Veränderung als Konstante» beschreiben. Oder mit VUCA, einem Konzept, das seine Wurzeln sowohl im Militär als auch in der Bildung hat.

Was ist VUCA?

Nach dem Kalten Krieg haben diffuse Bedrohungen die klaren Ost-West-Fronten abgelöst. Die US-Armee wollte daher Offiziere für unsichere, komplexe und vielschichtige Konflikte ausbilden (Burg, 2017; Whiteman, 1998).

Heute steht VUCA für Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt, ausgelöst durch Megatrends in der Digitalisierung, Globalisierung und des demografischen Wandels (Stewart et al., 2016).

​​​​​​«VUCA» beschreibt Situationen, in denen wir rasch und unkonventionell handeln müssen. Das widerspricht unserem Bedürfnis nach Sicherheit, Verlässlichkeit, Orientierung und Klarheit. Denn unser Gehirn liebt Strukturen.

Herausforderungen bei Chaos, VUCA

Herausforderungen bei Chaos. Was es braucht, sie zu meistern. Abbildung: eigene Darstellung

VUCA und Future Skills

Wie können Gesundheitsfachpersonen mit Chaos und VUCA umgehen? Indem sie fachkompetent, proaktiv, innovativ und kreativ handeln (Nandram & Bindlish, 2017).

Es braucht überfachliche, zukunftsorientierte Kompetenzen, sogenannte «future skills» (Ehlers, 2020). Zum Beispiel Selbstwirksamkeit. Man sollte sich fortlaufend beobachten, um die Folgen des eigenen Handelns in Veränderungsprozessen zu erkennen. Vernetztes Denken ist wichtig. Es gilt, Unsicherheit und Ambiguität auszuhalten (Ambiguitätskompetenz), da zukünftige Entwicklungen kaum vorhersehbar sind. Und in Krisen sind Fehler vorprogrammiert, also normal. Daher sollten sie als Lernmomente genutzt werden. Hierfür braucht es wiederum Selbstreflexion.

Eine Frage des «Mindsets»

Unsere Haltung beeinflusst, wie wir uns in der VUCA-Welt bewegen. Oft sind heutige Situationen und Momente schnelllebig und unverständlich, können uns überfordern. Muss uns Chaos deswegen überfordern? Ein wenig Unordnung kann durchaus ihren Reiz haben. Halt zur richtigen Zeit und am richtigen Ort.

Um Unvorhersehbarem kompetent zu begegnen, braucht es Bildungsangebote, die einen unterstützen, die eigene Denkweise und Einstellung zu einem «growth mindset» weiterzuentwickeln. So können erworbenes Wissen und erarbeitete Kompetenzen eingesetzt werden (LeBlanc, 2018).

Personalisiertes Lernen und Coaching

Es gibt kein Patentrezept für ein Mind- und Skillset, mit dem sich die VUCA-Welt meistern lässt. Was braucht es also? Neben Wissen sind Bildungsangebote mit individualisierten, personalisierten Lernarrangements gefragt. So können fachliche und überfachliche Kompetenzen gefördert werden (Thibault, 2020). Studierende werden vermehrt nach Bildungsangebote fragen, die ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigen und auf ihr Tätigkeitsfeld zugeschnitten sind (vgl. LeBlanc, 2018).

Digitale Technologien in der Lehre sind hier schon eine wertvolle Stütze. Zugleich wird das Mentoring und Coaching von Studierenden immer wichtiger. Studierende werden dadurch gefördert, sich über Geschehenes Gedanken zu machen. Sie werden so beim Praxistransfer unterstützt (Greif et al., 2018; Klein, 2021).

Braucht es VUCA?

Was bringt nun VUCA? Ausser als Schlagwort für Unvorhersehbares nützt das Akronym wenig. Jedoch kann es ein kleiner Schritt sein auf dem Weg, dem Chaos selbstbewusst entgegenzutreten, es zu akzeptieren, besser zu verstehen und zu bewältigen.

*Dieser Blogbeitrag ist als Artikel «Mit Chaos umgehen lernen. Über die VUCA-Welt, Bildung und Kompetenzen, um Krisen zu meistern» in der Fachzeitschrift Onkologiepflege (2022, Heft Nr. 1, S. 29–32) erschienen.

Diskutieren Sie mit!

  • Was halten Sie vom VUCA-Verständnis?
  • Was sollten Hochschulen bieten, um Studierende in ihren Skills hier zu fördern?
  • Wo begegnet Ihnen VUCA noch? In der Familie? Im Beruf? Im klinischen Setting?

Literatur

Burg, M. (2017). VUCA verstehen: Der Ursprung des Begriffs in der U.S. Army. 

Ehlers, U.-D. (2020). Future Skills. Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft. Springer VS. 

Greif, S., Möller, H., & Scholl, W. (2018). Coachingdefinitionen und -konzepte. In S. Greif, H. Möller, & W. Scholl (Eds.), Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching (pp. 1–9). Springer Berlin Heidelberg. 

Klein, J. (2021). Die Bedeutung von Mentoring in der VUCA-Welt. In J. Surzykiewicz, B. Birgmeier, M. Hofmann, & S. Rieger (Eds.), Supervision und Coaching in der VUCA-Welt (pp. 23–36). Springer Fachmedien. 

LeBlanc, P. J. (2018). Higher Education in a VUCA World. Change: The Magazine of Higher Learning, 50(3–4), 23–26.

Nandram & P. K. Bindlish (Eds.), Managing VUCA Through Integrative Self-Management. Management for Professionals (Issue October, pp. 3–14). Springer. Abstract

Stewart, B., Khare, A., & Schatz, R. (2016). Managing in a VUCA World. In O. Mack, A. Khare, A. Krämer, & T. Burgartz (Eds.), Managing in a VUCA World. Springer International Publishing. 

Thibault, G. E. (2020). The future of health professions education: Emerging trends in the United States. FASEB BioAdvances, 2(12), 685–694. Artikel

Whiteman, W. E. (1998). Training and Educating Army Officers for the 21st Century: Implications for the United States Military Academy. Abstract

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