Parkinson ist mehr als eingeschränkte Mobilität
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Menschen, die an Morbus Parkinson erkrankt sind, werden häufig wegen ihrer eingeschränkten Mobilität wahrgenommen. Doch auch nicht-motorische Beschwerden können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Es gilt, diese zu beachten.
Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Demenz. Sie zeichnet sich durch den langsam fortschreitenden Verlust von Nervenzellen aus, die Dopamin produzieren (Lee & Gilbert, 2016). Dopamin ist ein Botenstoff, der von den Nervenzellen im Gehirn benutzt wird, um die einzelnen Bewegungsabläufe über die unterschiedlichen Schaltkreise des Gehirns (Basalganglien) so präzise wie möglich zu steuern.
Was geschieht bei Morbus Parkinson?
Durch den Abbau von Dopamin kommt es zu einem Ungleichgewicht der unterschiedlichen Botenstoffe im Gehirn. Da andere Botenstoffe (u. a. Acetylcholin und Glutamat) überwiegen, sind jene Schaltkreise vermehrt aktiviert, die normalerweise durch Dopamin im Gleichgewicht gehalten werden. So kommt es im Verlauf der Erkrankung zu unterschiedlichen Symptomen.
Zu den bekannten, klassischen motorischen Beschwerden zählen langsame Bewegungsabläufe (Bradykinesie), ein erhöhter Muskeltonus (Rigor) und eine Gleichgewichtsstörung (posturale Instabilität), die sich auf den Gang auswirkt. Dies hat auch Folgen für die Aktivitäten und die Alltagsgestaltung der Betroffenen. Da mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit steigt, an Parkinson zu erkranken und die Lebenserwartung der Bevölkerung weiter zunimmt, werden in den kommenden Jahren mehr Menschen daran erkranken und auf Pflege angewiesen sein (Lill & Klein, 2017).
Nicht-motorische Störungen beachten
Im Verlauf der Erkrankung treten auch nicht-motorische Störungen auf, denen Fachleute vermehrt Aufmerksamkeit schenken. Diese Störungen beeinflussen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich (Martinez- Martin et al., 2007).
So sollte die Pflege nicht nur auf motorische Beschwerden wie etwa Beweglichkeit achten, sondern auch auf die nicht-motorischen Symptome. Zu den wichtigen nicht-motorischen Beschwerden gehören psychiatrische Störungen (wie Depression, Angst, Apathie, Zwangsstörungen), Schlafstörungen, kognitive Veränderungen (dysexekutive Syndrome, Demenz), aber auch autonome Funktionsstörungen (gastrointestinale, urologische, sexuelle, orthostatische und weitere vegetative Symptome) (Lee & Gilbert, 2016).
Durch eine orale Dopamin-Ersatztherapie, also eine parkinsonspezifische Medikation, können diese Beschwerden bis zu einem gewissen Grad behandelt und somit gelindert werden. Je weiter Parkinson fortschreitet, desto häufiger kommt es zu einer weiteren Degeneration der Dopamin-produzierenden Nervenzellen wie auch zu einer abnehmenden Kapazität der Nervenzellen, Dopamin zu speichern. Das führt dazu, dass die Wirkung der parkinsonspezifischen Medikamente nachlässt. Es kann zu sogenannten Wirkungsfluktuationen zwischen ON- (bei denen die Beschwerden zufriedenstellend gelindert sind) und OFF-Zuständen (bei denen die Beschwerden unzureichend gelindert sind) kommen (Witjas et al., 2002).
Dabei können nicht nur die motorischen Beschwerden fluktuieren, sondern parallel dazu auch die weniger sichtbaren, nicht-motorischen Symptome. Während im OFF-Zustand Angst, Traurigkeit, Energie- und Motivationsmangel sowie Müdigkeit auftreten, können sich Euphorie, Wohlbefinden, Impulskontrollstörungen (ICD), Hypomanie und Psychosen im ON-Zustand zeigen. Diese neuropsychiatrischen Schwankungen sind eine der Hauptursachen für Einschränkungen und Beeinträchtigungen der Lebensqualität bei an Parkinson erkrankten Menschen (Witjas et al., 2002). In der Praxis jedoch werden sie häufig unterschätzt oder nicht erkannt.
Weiterbildung im Bereich Parkinson an der Careum Hochschule Gesundheit
Literatur
Lee, A, & Gilbert, RM. (2016). Epidemiology of Parkinson Disease. Neurol Clin. 34(4): 955–965. Abstract.
Lill, C.M. & Klein, C. (2017). Epidemiologie und Ursachen der Parkinson- Erkrankung. Nervenarzt,·88: 345–355. Abstract.
Martinez-Martin, P., Schapira, AH., Stocchi, F. & et al. (2007). Prevalence of nonmotor symptoms in Parkinson's disease in an international setting; study using nonmotor symptoms questionnaire in 545 patients. Movement disorders: official journal of the Movement Disorder Society, 22: 1623–1629. Abstract.
Schrag, A., Jahanshahi, M. & Quinn, N. (2000). What contributes to quality of life in patients with Parkinson's disease? Journal of neurology, neurosurgery, and psychiatry, 69: 308–312. Abstract.
Witjas, T., Kaphan, E., Azulay, JP. & et al. (2002). Nonmotor fluctuations in Parkinson's disease: frequent and disabling. Neurology, 59: 408–413. Abstract.
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- Wie kann den nicht-motorischen Phänomenen der Parkinsonerkrankung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden?
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