Gesundheitsförderung

Tagtäglich betreuen Pflegefachpersonen Patientinnen und Patienten, klären sie über gesunde Verhaltensweisen, rückenschonendes Verhalten und weitere gesundheitsfördernde Massnahmen auf. Doch wer schaut, dass das Pflegepersonal gesund bleibt?

Gesundheitsförderung ist ein Begriff, der heute gerne und oft verwendet wird. Aber was bedeutet er genau?

Das Ziel der Gesundheitsförderung ist, personale, soziale und materielle Ressourcen für die Gesunderhaltung zu stärken. Die Menschen sollen lernen, durch bestimmte Verhaltensweisen ihre Gesundheit zu verbessern (RKI, 2015).

Gesundheit wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO folgendermassen definiert: «Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.»  

Risikofaktoren im Pflegeberuf

Durch die Schichtarbeit ist beim Pflegepersonal der Tag-Nacht-Rhythmus gestört.

Es ist schwierig, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Pflegepersonen greifen zur Zigarette. In Deutschland rauchen etwa 50 Prozent der Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler (Bundesgesundheitsministerium Deutschland, 2017). Ich vermute, die Zahlen in der Schweiz bewegen sich etwa auf ähnlichem Niveau. Obwohl doch genau dem Medizinpersonal bewusst sein sollte, welche negativen Auswirkungen Rauchen hat.

Was wird konkret in den Schweizer Spitälern unternommen, um die Gesundheit des Pflegepersonals zu erhalten und zu fördern? Dies ist auch für die Zukunft eine wichtige Massnahme. Es wird immer mehr ältere Menschen in der Schweiz geben. Durch die Überalterung wird auch die Anzahl der Hospitalisationen zunehmen. Es benötigt mehr Pflegepersonal und dieses sollte langfristig gesund bleiben. In den Medien wird bereits berichtet, dass zu wenig Pflegefachkräfte vorhanden sind (Hehli, 2018).

Wie wichtig die Gesundheit des Pflegepersonal ist, definiert das Bundesgesundheitsministerium in Deutschland: «Gesunde Pflegekräfte, die gerne ihre fachlich anspruchsvolle Arbeit tun, sind für die Zukunft unserer Gesellschaft unverzichtbar.» (Bundesgesundheitsministerium Deutschland, 2017).

Bild Zimmermann

Ein Beispiel für Erholung in der Freizeit. Themenbild: pixabay.com

Was bringt betriebliche Gesundheitsförderung?

Betriebliche Gesundheitsförderung bewirkt, dass Pflegepersonen länger fit und gesund bleiben. Krankheitsbedingte Ausfälle können reduziert werden. Ein Betrieb kann durch eine gute Gesundheitsförderung seine Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.

Junge Pflegefachpersonen schätzen sinnvolle Massnahmen zur Erhaltung der Gesundheit durch Arbeitgeber. Wird eine gute Gesundheitsförderung betrieben, so ist dies für die Arbeitnehmer ein Zeichen der Wertschätzung seitens des Betriebes. Gesunde und motivierte Personen sind leistungsstarke Arbeitskräfte. Man könnte so von einer Win-Win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sprechen.

Massnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung

  • Gesundheitstage: betriebliche Aktionstage, z. B. freiwillige kostenlose Vorsorgeuntersuchungen
  • Früchtetag
  • Erstellung persönlicher Gesundheitsübersichten
  • Ernährungsberatung, z. B. mit Schwerpunkt Schichtarbeit
  • Durchführung von Seminaren mit den Themen Stressbewältigung, Entspannung und Resilienz
  • Ermöglichen von Fitnesskursen und Fitnessräumen

Es gibt sehr viele Angebote, welche die psychische und physische Gesundheit der Pflegekräfte stärken. Ein positives Gefühl vermittelt ein sogenannter Ideenkasten. Die Mitarbeitenden können auf Zetteln notieren, welche Angebote zur Gesundheitsförderung für sie hilfreich wären und sie in Anspruch nehmen würden.

Vorstellen kann ich mir auch eine kostenlose Rauchentwöhnungsberatung. Mehr Einfluss auf die Dienstplangestaltung, um private Kontakte zu pflegen und so die Psyche zu stärken, führt zu einer Zunahme der Zufriedenheit beim Pflegepersonal.

Zufriedene Pflegekräfte sind leistungsstark und motiviert. Die Patientenzufriedenheit und Qualität der Pflege steigen. Fluktuationshäufigkeit und die Pflegeaussteiger sinken.

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Zufriedene Pflegekräfte sind leistungsstärker und motivierter. Bild: sudok1/Depositphotos

Das ist besonders wichtig, wenn man die geringe Verweildauer in den Pflegeberufen bedenkt. Diese liegt nur bei ca. zehn Jahren, danach suchen sich Pflegefachpersonen einen neuen Beruf. Nach den Ergebnissen der NEXT-Studie liegt in ungünstigen Arbeitsbedingungen der Hauptgrund für den beabsichtigten Wechsel (DZD, 2019). Arbeitszeit, persönliche und finanzielle Gründe tragen nur unterdurchschnittlich zu dieser Entscheidung bei.

  • 40 Prozent der Pflegenden sehen ihre Berufsbelastung kritisch
  • Drei von vier Befragten würden an einem Präventionsprogramm teilnehmen
  • Die Beschäftigten in Pflege- oder Altenheimen sind im Jahr durchschnittlich 24 Tage krank, alle anderen Berufstätigen 16 Tage

So unterschiedlich die Qualifikationen und Einsatzorte in der Pflegenden sind, gilt doch für alle, dass ihre Gesundheit ein hohes Gut ist. Dieses ist zu schützen und zu stärken. Die Verantwortung dafür liegt bei den Arbeitgebern und Führungskräften sowie den Pflegekräften selbst.

Initiative neue Qualität der Arbeit, 2007

Neun Handlungsfelder einer gesunden Pflege

Die Initiative neue Qualität der Arbeit (INQA) hat einen Leitfaden mit den sogenannten neun Handlungsfelder einer gesunden Pflege erstellt.

Nachfolgend werden diese neun Felder kurz beschrieben.

  1. Selbstverständnis der Pflege: Zeitpuffer bei der Arbeitsplanung einbauen. Dadurch kann besser auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingegangen werden. Arbeitsspitzen sollten durch Arbeitsorganisation vermieden werden.
  2. Sichere und gesunde Umgebung: Durch die Beurteilung von Arbeitsabläufen und Arbeitsorganisation können hemmende Faktoren erkannt und Zeitressourcen gewonnen werden. Damit werden die Pflegekräfte entlastet. Das Qualitätsmanagement kann als Grundlage für solche Optimierungsprozesse genutzt werden. Das Qualitätsmanagementsystem sollte daher die gesundheitlichen Belange der Beschäftigten miteinbeziehen.
  3.  Bewegung: Die Arbeitsabläufe sollten so geplant werden, dass sie einen Mix aus stehenden, sitzenden, rückengerechten und rückenbelastenden Tätigkeiten beinhalten.
  4. Pausen und Erholung: Bei der Dienstplangestaltung die Pflegekräfte miteinbeziehen. Dadurch wird der Ausgleich zwischen Freizeit und Arbeit sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert.
  5. Existenzielle Fragen des Pflegens: Supervisions- oder Coachingangebote ermöglichen den Pflegenden, konstruktiv mit belastenden Situationen umzugehen.
  6. Kommunikation: Eine gute Personalführung führt zu zufriedenen Angestellten. Das verringert die Fluktuation und hat positive Auswirkungen auf die Patientenbetreuung.
  7. Qualifizierung: Die klare Beschreibung und Abgrenzung von Aufgaben- und Kompetenzbereichen helfen, Über- und Unterforderung entgegenzuwirken.
  8. Work-Life-Balance: Die Dienstplanung sollte die Teilnahme an Verbandsarbeit, Politik oder Vereinsleben ermöglichen. Dies fördert den sozialen Austausch und verbessert die Lebensqualität.
  9. Selbstmanagement: Ein gutes Zeitmanagement und der korrekte Umgang mit Stress sowie Konflikten sind wichtige Bestandteile des Selbstmanagements. Es sollten deshalb entsprechende Trainings zu den Themen Stress, Zeit und Konfliktmanagement angeboten werden.

Fazit: Die Gesundheitsförderung für die Pflege hat positive Auswirkungen auf das Pflegepersonal, auf die Patientinnen und Patienten sowie auf den Betrieb.

*Dieser Beitrag entstand im Kurs «Schreibkompetenz» während des Studiums zum Bachelor of Science FH in Nursing an der Careum Hochschule Gesundheit. Die Teilnehmenden wählten ein Thema, mit dem sie in der Regel in ihrem Berufsalltag in Berührung kommen. Die besten Beiträge wurden ausgewählt und für den Blog überarbeitet.

Literatur

Praxisseiten Pflege: Gesundheitsförderung für Pflegekräfte: Wer pflegt die Pflege? Herausgegeben vom Bundesgesundheitsministerium Deutschland. (2017). Zugriff am 10.05.2019.

Simon Hehli. (2018, April 04). Die Pflegelücke lässt sich nicht mehr mit Ausländern schliessen: NZZ. Verfügbar hier

Robert Koch Institut. Gesundheit A–Z; Allgemeines. (o. J.). Zugriff am 2. Oktober 2020, Rki.de-Website

Verfassung der Weltgesundheitsorganisation (2014). Zugriff am Oktober 2020. Verfügbar hier

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